Universelle Schuldenknechtschaft.

FIAT-Standard, Vorwort

der fiat-standard | Kapitel 5 | Saifedean Amous
Blockzeit: 764’994 | Moskauzeit: 61:93 | Lesezeit: 1.5 Blöcke

Schenkt man Kapitel 5 im Fiat-Standard glauben, so gibt es im Fiatsystem vier einzigartige Salden, welche es von allen anderen Geldtechnologien unterscheidet. Insbesondere die vierte Eigenschaft hilft uns, zu verstehen, wie das Fiat-Geldsystem zur Vermehrung von Schulden und zur Vernichtung von Ersparnissen führt.

Nicht quantifizierbar.

Niemand weiss genau, wie viel Fiat-Geld im Umlauf ist und es gibt auch keine verlässliche Methode zur Berechnung der Fiat-Geldmenge. M0 sollte die Gesamtzahl an Fiat-Token und Münzen welche als Bargeld im Umlauf sind angeben. M1 ist die Summe aus M0 und Giroko-Geld. Dies ist auch gleichzeitig das Geld über welches sein Eigentümer auf Anfrage verfügen kann. M2 addiert zu M1 alle Spareinlagen und Einlagenzertifikate. Auch dieses Geld gehört Privatpersonen, ist aber noch nicht fällig und deshalb auch noch nicht genügend liquide genug, um es in seiner aktuellen Form ausgeben zu können. M3 addiert zu M2 Geldmarktfonds und weitere grosse Formen von liquiden Vermögensformen.

Es gibt keine eindeutige Antwort auf die Frage, welches Mass tatsächlich Geld darstellt, da es in der Natur des Fiat-Geldes liegt, künftiges Fiat-Geld mit gegenwärtigem Fiat-Geld zu vermischen.

Die Überprüfung dieser Zahlen ist bei Fiat unmöglich. Die Verbindlichkeiten, Vermögenswerte und Emissionen von Fiat lassen sich nicht erfassen, was einen finanziellen Abgleich des gesamten Systems unmöglich macht.

Vorläufig und wiederruflich.

Der überwiegende Teil an Fiat-Guthaben befindet sich in den Bilanzen staatlich lizenzierter Finanzinstitute. Deshalb sind sie jederzeit von einem lokalen oder vom globalen Fiat-Fullnode der US-Notenbank (FED) widerrufbar. Definiert man Eigentum so dass man über etwas verfügt und es jederzeit kontrolliert, dann besitzt man Fiat niemals im Sinne einer vollständigen und souveränen Kontrolle. Man hält es lediglich vorläufig und vorbehaltlich der Wohltätigkeit der Regierung des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches. Ausserdem gibt es im Fiatsystem praktisch keine Endabrechnung. Da Geldinflation Fiat-Wärhungen kontinuierlich entwertet, verlieren physische Geldscheine unentwegt an realem Wert. Deshalb sind sie für grosse Transaktionen auch kaum mehr zu gebrauchen und es lohnt sich zudem nicht, grosse Vermögen in Papier-Fiat zu halten. Zentral- und Geschäftsbanken erschweren es Privatpersonen zunehmend, grosse Geldbeträge von deren Konten abzuheben aber auch selbst wenn dies gelingt, ist das Vermögen nicht sicher, da Regierungen die Fiat-Token jederzeit widerrufen können.

Negativ.

Es ist eine interessante Tatsache, dass Fiat unter allen Geldsystemen das einzige ist, in welchem die Summe aller Guthaben jederzeit negativ ist. Wie bereits in den vorhergehenden Kapiteln beschrieben werden im Fiatsystem Geldeinheiten durch den Prozess der Kreditvergabe geschaffen. Dies bedeutet, dass das Fiat-Wirtschaftssystem in hohem Masse auf die Schaffung zusätzlicher Schulden ausgerichtet ist. Fiat-Nutzer haben deshalb einen starken Anreiz, sich so hoch wie möglich zu verschulden. Es handelt sich dabei um ein abgestuftes System. Nutzer der untersten Stufe haben lediglich Zugang zu physischem Papiergeld. Nutzer höherer Stufen dürfen Bankkonten eröffnen und Schulden machen und die finanziell Verantwortlichen machen grosse Mengen davon. Deshalb sind die Guthaben der obersten Stufe, welche die grosse Mehrheit des weltweiten Geldvermögens ausmachen, in der Regel negativ. Unter dem Fiat-Standard ist man letztlich reich, wenn man hohe Fiat-Schulden machen darf, welche den Betrag an physischem Fiat in den Schatten stellt, man also letztlich «to big to fail» wird. Es ist für Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen deshalb sinnvoll keine positiven Guthaben zu halten, da diese durch Inflation entwertet werden. Finanzielle Sicherheit im Sinne eines stabilen, liquiden Vermögens gibt es im derzeitigen System nicht mehr. Entweder verliert man sein Vermögen durch Inflation oder man nimmt Kredite auf und lebt in ständiger Unsicherheit, seine Sicherheiten zu verlieren, sobald man mit den Zahlungen der Schuldzinsen in Verzug kommt. Fiat hat Sparen als Finanzinstrument zerstört.

Fiat-Ersparnisse.

Sparen bedeutet Verschiebung von Konsum von der Gegenwart in die Zukunft.

Das Halten langfristiger Güter war die erste Form des Sparens, welche die Menschheit kannte. Später folgte Geld als effizientes Sparmedium. Die Eignung von Geld zum Sparen steigt mit seiner Härte. Unsere Zivilisation hat sich durch den Besitz und die Weitergabe von immer härterem Geld weiterentwickelt. Gerade die Übertragung von Werten an nachfolgende Generationen trug zur Entwicklung der Zivilisation bei. Hartes Geld verringert die Unsicherheit über die Zukunft und ermöglicht es dem Individuum sein Handeln langfristig auszurichten (niedrige Zeitpräferenz). Der Höhepunkt des Sparens war mit der Verwendung von Goldmünzen erreicht, da diese sich hervorragend über Zeit und Raum verkaufen liessen, auf der ganzen Welt anerkannt waren und ihren Wert über Jahrtausende hinweg behielten. Zu Zeiten eines echten Gold-Standards, also als Gold-, Silber und Kupfermünzen weltweit als Tauschmittel und bisher härtestes Geld verwendet wurde, war es dem Einzelnen möglich, in Investitionsgüter zu investieren, sobald er eine gewisse Menge angespart hatte. Sobald ein gewisses Sparniveau erreicht wurde, erreichte man eine gewisse Unabhängigkeit und war im Stande zu heiraten, eine Familie zu gründen und/oder ein Haus zu bauen. Wenn es dann soweit war, wurden die Lebensersparnisse an nächste Generationen weitergegeben.

Der menschliche Fortschritt besteht darin, der nächsten Generation ein besseres Leben zu ermöglichen, und das Sparen spielte dabei eine wichtige Rolle.

Je mehr eine Gesellschaft also spart, desto besser ist das Leben ihrer zukünftigen Generationen. Dieser Satz im Fiat-Standard lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Denn gerade in den letzten 50 Jahren und insbesondere seit 2008 und in den letzten beiden Jahren wurden international von staatlicher Seite aber auch auf privater Ebene Schulden in nie da gewesenen Dimensionen angehäuft und der Wahnsinn scheint kein Ende zu nehmen! Ich komme noch aus einer Generation, als Sparen noch fünf bis sieben Prozent Zins einbrachte und Schulden (zumindest auf privater Ebene) noch verpönt waren aber bereits in meinen 20ern wurde ich bemitleidet, weil ich mein Auto nicht leasen wollte und einen grossen Bogen um Klein- ak Konsumkredite machte. Weigerte man sich bis heute sich zu verschulden, stand man finanziell auf der Verliererseite, weil es günstiger war, Schulden zu machen, als dabei zuzuschauen, wie einem das Ersparte weg inflationiert wurde. Letztlich scheint es ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, heutige Generationen an Abo-Fallen und Konsumkrediten vorbei zu jonglieren, damit sie nicht bereits im schulpflichtigen Alter beim Schulden-Berater vorsprechen müssen. Und so dehnt sich die Schere zwischen jenen welche von diesem System profitieren und denen leer ausgehen unentwegt weiter aus. Es ist International eine unaufhaltsame Erosion des Mittelstandes zu beobachten und dennoch wollte uns Frau La Garde noch 2022 weiss machen, dass sparen asozial und ein Verbrechen an der Gesellschaft sei.

Bis vor ungefähr 100 Jahren haben wir uns so entwickelt, dass wir stets das härteste Geld verwendeten, welches seinen Wert behielt oder dessen Wert wie bei Gold jährlich um etwa ein bis zwei Prozent anstieg. Die durch hartes Geld geförderte Haltung zum Sparen existierte beinahe weltweit bis in die 1980er- und 90er-Jahre hinein. Doch ab dann machte das Fiat-Geld und das von den Zentralbanken bereitgestellte Überangebot an Fiat-Mining die Verschuldung unvermeidlich und das Sparen für die meisten Menschen sinnlos. Inzwischen werden Menschen in verschuldete Familien hineingeboren oder müssen Erbschaften ausschlagen, weil ausser Schuldenbergen und persönlichen Erinnerungen nichts mehr übrig geblieben ist. Häuser werden auf Kredit gebaut und mit noch mehr Einsatz im Unternehmen, kann man sich ein grösseres Haus mit noch grösserem negativem Fiat-Guthaben leisten.

Die Abschaffung der Golddeckung von Fiat-Geld brachte uns ein exorbitantes Geldwachstum und entsprechende Währungsabwertung. Wobei wir in der Schweiz im internationalen Vergleich noch gut dastehen. Als die Inflation in Amerika 1971 auch die Golddeckung des US-Dollar unhaltbar machte, wurde das Fiat-Sparen zwecklos. Wer von da an etwas von seinem Ersparten in die Zukunft retten wollte, musste spekulieren und sich ein Portfolio mit Aktien und Anleihen zusammenstellen. Diese Pseudo-Spartechnologien bedeuteten zwar ein erhöhtes Risiko, waren aber letztlich die einzige Möglichkeit, die Inflation zu übertrumpfen. Das Verbot Gold als Geld zu verwenden schuf eine verstärkte Nachfrage nach Regierungsschulden, weit über deren Kreditwürdigkeit hinaus. Diese Staatsanleihen konnten aber ab Ende der 2000er-Jahre die Inflation nicht mehr übertreffen, von da an entwickelte sich der Aktienindex zum Sparkonto der Welt wie sie seit 2009 existiert.

Bei einem Hartgeld-Standard wie Gold würde das harte Geld selbst als Ersparnis gehalten werden, da es über eine leichte aber stetige Wertsteigerung verfügt. In Wirtschaften mit weichem Geld ist Bargeld als Spargut jedoch uninteressant. Stattdessen müssen sich Sparer in diesen Ländern mit risikoreichen Investitionsaktien auseinandersetzen, um der Inflation etwas entgegensetzen zu können. Doch weiches Geld soll die Menschen, durch die Abwertung der Währung, in erster Linie dazu verführen zu investieren und zu konsumieren, als sie sonst tun würden. Dies führt zu einem Anstieg der Beschäftigung und weiteren Ausgaben. Die Abwertung von Fiat-Währungen bedeutet in der Regel Kreditexpansion und verursacht einen Auf- und Abschwungzyklus.

Doch das alles ist wohl zu kurz gedacht. Eine Gesellschaft welche auf Schulden gebaut ist wird zwangsläufig einmal auseinander und der Konsum zusammenbrechen. Ist diese Gesellschaft jedoch durch hartes Geld im Stande zu sparen und bleibt der Wert des Ersparten im Laufe der Zeit konstant, würden wir uns wahrscheinlich nicht gezwungen fühlen, zusätzliche Ersparnisse anzulegen, und könnten dann mit dem Rest des ersparten Kapitals mehr Risiken eingehen. Mit dem heutigen Fiat-Geld sind wir aber dazu gezwungen, ein aktives Management unseres Vermögens zu betreiben. Wer die Entwertung der Währungen besiegen will braucht Fachwissen in Portfolioallokation, Aktien- und Anleihenbewertung, Immobilien, nationaler und internationaler Geldpolitik, Rohstoffmärkten, Geopolitik und vielem mehr, um fundierte Entscheidungen zu treffen. So müssen wir unser Fiat-Geld letztlich zweimal verdienen. Einmal wenn wir es uns erarbeiten und ein zweites Mal, wenn es für uns arbeiten soll.

In Anbetracht der Geldinflation, mit welcher verschwenderische Staatsausgaben finanziert werden, und den hohen Gebühren, welche von der Anlageverwaltungsbranche erhoben werden, kann letztlich nur eine kleine Minderheit von Anlegern die Geldinflation zuverlässig schlagen. Die grosse Mehrheit muss fortlaufend härter arbeiten und mehr verdienen, um ihr Vermögen nicht zu verlieren.

Fiat-Schulden.

Unter dem Fiat-Standard gilt als erfolgreiche Finanzstrategie, ständig so viele Schulden wie möglich zu machen, alle Zahlungen pünktlich zu leisten und die Schulden zum Kauf von Sachwerten zu verwenden, welche künftige Erträge abwerfen. Eine Strategie welche MicroStrategie gerade mit Bitcoin verfolgt. Der Fiat-Standard ermutigt jeden, ein fragiles Leben zu führen und erhebliche finanzielle Risiken einzugehen. Die Alternative ist ein langsames, kontinuierliches Ausbluten des Wohlstands. Unternehmen, die sich leichtsinnig verschulden werden eher scheitern als welche die das nicht tun, sie werden aber auch wesentlich wahrscheinlicher und schneller Wachsen und die Konkurrenz verdrängen. Und exakt so verhält es sich im privaten Bereich. Steigt das Einkommen nicht schneller als die

Steigerungsrate der Geldmenge, sinkt automatisch der Lebensstandard. Letztlich profitiert, wer Schulden macht. Sich nicht zu verschulden ist schon beinahe Verantwortungslos. Menschen, welche neu geschaffenes Geld zuerst erhalten profitieren auf Kosten derjenigen, welche es erst später erhalten. Die Nutzniesser dieses Cantillon-Effekts sind in der Regel die Kreditnehmer und die Sparer haben das Nachsehen. Wer sein Vermögen nicht in harte Werte verschiebt und es in liquiden, international einlösbaren finanziellen Vermögenswerten spart, wird systematisch enteignet. Es ist also davon auszugehen, dass die Inflation den Kredit für einen Vermögenswert schneller entwertet als den Vermögenswert selbst und sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber sind am Fiat-Schürfen beteiligt, da es genügend Gewinn aus diesem Geschäft geben wird, um den Kauf für den Kreditnehmer günstiger zu machen.

Negative Fiat-Salden haben aber auch zur Folge, dass jeder ständig verschuldet ist. Das Wohneigentum hängt davon ab, dass wir unseren finanziellen Verpflichtungen über Jahrzehnte hinweg erfüllen und unsere Zukunft hängt davon ab, dass wir und viele andere den finanziellen Verpflichtungen pünktlich nachkommen. Anstatt Fiat zu besitzen, mit denen man seine zukünftigen Bedürfnisse befriedigen kann, schuldet man grosse Mengen an Fiat und muss den Rest seines Lebens arbeiten, um sie zurückzuzahlen.

Ersparnisse und Investitionen konkurrieren nicht um eine bestimmte, vorgegebene Geldmenge. Sie stehen gemeinsam im Wetbewerb mit dem gegenwärtigen Konsum. Das Sparen muss vor dem Investieren erfolgen, und ein Anstieg der Ersparnisse führt zu einem Anstieg der Investitionen. Beides wird durch eine geringere Zeitpräferenz sowie Belohnungsaufschub angetrieben, welche in jedem Fall vorausgehen müssen. In einer Welt des harten Geldes wären nur solche Investitionen sinnvoll, die positive reale Erlöse bieten. In einer Welt mit weichem Geld werden hingegen Investitionen getätigt, die zwar positive nominale Renditen, aber negative reale Renditen erbringen, was faktisch zu einer realen Kapitalvernichtung führt.

Die deutsche Übersetzung und Quelle für diese Blog-Reihe des «fiat-standard» findest du bei Aprycot Media.

@BITpARTIKEL

Falls du die Alby-Erweiterung noch nicht in deinem Browser installiert hast, darfst du gerne mit einem Klick auf einen der nachfolgenden Button auch direkt ein paar deiner hart erarbeiteter Sats zu mir rüber schubsen:

tipWithAlby

Falls dir dieser Artikel gefallen hat kannst du mir dies auch durch teilen dieses Beitrages in deinen sozialen Kanälen und/oder durch einen «ThumbUp» in Form einer kleinen Satoshi-Spende über Alby kundtun.

Schreibe einen Kommentar

Captcha loading...