Was wäre wenn …

Russia BitCoin-Mining

… Europa den BitCoin-Zug ähnlich fahrlässig verpasst, wie es dies in den späten 80igern und 90igern beim Internet getan hat? El Salvador tut es, Russland will es, China steht nicht offiziell dazu und die Türkei hat sich bereits Tips von Nayib Bukele, dem Präsidenten von El Salvador, abgeholt. Die Rede ist hier vom staatlichen BitCoin-Mining.

Vor wenigen Tagen liess die russische Regierung verlauten, dass BitCoin-Mining – wenn auch unter strengen Auflagen und von Väterchen Staat überwacht und kontrolliert – erlaubt und beispielsweise dank niedriger Steuern (und billigem Strom) sogar gefördert werden soll. Dies ohne Zweifel als Antwort auf den angekündigten Ausschluss Russlands vom internationalen Zahlungsverkehr SWIFT, im Falle eines Einmarsches in die Ukraine. Putin will sich mit diesem strategischen Schachzug ohne Zweifel eine Hintertür offen lassen, damit er zumindest mit seinen asiatischen Partnern weiterhin wirtschaften und alle Optionen offen lassen kann. Man kann von Putin halten was man will, schlau genug ist er allemal um zu begreifen, dass BitCoin-Mining ein ungemein lukratives Geschäft ist und Staaten – welche diese Chance früh genug erkennen – zu unermesslichem Reichtum verhelfen wird. Zumindest aber verliert der Westen und insbesondere Amerika dadurch an Macht, Einfluss und mittel bis langfristig auch an Wohlstand.

Als weltweit erstes Land überhaupt führte El Salvador BitCoin per Ende 2021 als offizielles Zahlungsmittel ein und sorgte mit diesem Schritt international für erhebliches Aufsehen. Dabei wurden nicht nur der IWF und einige Rating-Agenturen, welche El Salvadors Kreditwürdigkeit herab stuften, auf das Land aufmerksam, auch die Türkei scheint sich nun für Krypto zu interessieren. Zwar wurde der unlängst abgehaltene Staatsbesuch von Präsident Bukele offiziell mit dem Austausch von Informationen in Bezug auf Tourismus-Förderung deklariert, zieht man jedoch in Betracht, dass El Salvador bis vor Kurzem – wegen hoher Kriminalität – touristisch kaum relevant war, ist davon auszugehen, dass sich der türkische Autokrat wohl eher fürs BitCoin-Mining als für El Salvadors schöne Strände interessierte.

Auch wenn China sich stets bedeckt hält, wenn es sich um weltpolitische Belange handelt und die Regierung unlängst (offiziell) das Mining verboten hatte, lehrt uns die Geschichte dass die Welt von China so lange an der Nase herumgeführt wurde, bis mit einem BigBang Fakten geschaffen werden konnten. Sei es indem reihenweise marode Länder aufgekauft und die entsprechenden Regierungen korrumpiert wurden oder militärische Stützpunkte so lange bestritten wurden, bis sie fertig installiert waren. China ist jedenfalls nicht dafür bekannt, dass es sich in geopolitischen Belangen in die Karten schauen lässt. Deshalb darf es niemanden überraschen, wenn die Regierung eines Tages still und heimlich ein Milliardenvermögen an BitCoin angehäuft hat, um damit seine Weltmacht-Ambitionen zu zementieren.

Aufmerksamen Lesern dieses Artikels wird nicht entgangen sein, dass es sich bei oben aufgeführten Staaten ausnahmslos um Länder handelt, welche es mit Demokratie und Menschenrechten nicht gerade eben ernst nehmen. Zugegeben, wir brauchen auch nicht gleich zu befürchten, dass El Salvador in den nächsten Jahren in Europa einmarschiert, um uns seine Weltanschauung aufs Auge zu drücken, wenn es aber Staaten wie der Türkei, China oder Russland (die Liste kann hier beliebig erweitert werden) gelingen sollte, in den nächsten Jahren durch BitCoin zu unschätzbarem Reichtum zu gelangen, könnte es für die Demokratien dieser Welt ungemütlich werden. Insbesondere wenn Europa sich auch bei der zweiten weltverändernden Innovation nach dem Internet den «Luxus» leistet auf einen baldigen Einstieg in BitCoin zu verzichten und ein weiteres mal nicht fähig ist, aus Fehlern zu lernen. Aber da wir ja gerade dabei sind die Demokratie international mit den eigenen Füssen in den Boden zu stampfen und zu destabilisieren, passt es vielleicht ganz gut ins «Konzept», die letzte Chance auf Freiheit und Unabhängigkeit mit allen Mitteln zu bekämpfen. Da kann schon mal «übersehen» werden, dass es dieses Mal nicht nur um das Recht auf freie Meinungsäusserung sondern um die Verteidigung «westlicher Werte» geht …

„Der Staat wird natürlich versuchen, die Verbreitung dieser Technologie zu verlangsamen oder zu stoppen, und sich dabei auf nationale Sicherheitsbedenken, die Nutzung der Technologie durch Drogenhändler und Steuerhinterzieher sowie auf die Angst vor einem gesellschaftlichen Zerfall berufen.“

Timothy C. May (1988)

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