Futterautomat v. 0.21.

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Affenzoo im Bärenmarkt: Hühner und Katzen übers Internet füttern war gestern. Der neue Lightning-Futterautomat im Leintalzoo erfreut nicht nur Affenherzen.

In den 60er-Jahren nutzte Peter Gessmann jede Gelegenheit und freie Minute, wenn er mal nicht im väterlichen Schreinereibetrieb arbeitete, um mit dem Fahrrad und seiner Spiegelreflexkamera zuerst die Ludwigsburger Burgen, und später mit dem Faltboot die Flüsse in der Region zu erkunden und dokumentieren. Mit der Zeit wurden seine Vorhaben stets ambitionierter und so plante er, zum Erstaunen seiner Familie, bald schon eine Reise mit dem Faltboot zum Nordkap. Nachdem er auch diese Exkursion realisiert hatte, sparte er jeden Pfennig für Equipment, absolvierte den Führerschein und machte sich mit seiner Foto-/Videokamera und dem Faltboot im Gepäck auf Weltreise. Um seine Reisekasse aufzubessern, dokumentierte er seine Reiseerlebnisse mit der Kamera, wobei er stets im Zelt übernachtete, um so das Reisebudget zu schonen. Manchmal wurde er während seiner Reisen in den Nahen Osten, durch Indien und Afrika aber auch eingeladen.

Gorilla Ebibin bringt den Stein ins Rollen.

Während seiner Reise durch Afrika wurde Gessmann auf das sogenannte Buschfleisch aufmerksam. Da er selbst seit seiner Kindheit in den 50ern Vegetarier ist, fand er wenig Gefallen daran, dass Wilderer alles erlegten, was ihnen vor die Flinte geriet. Schlangen, Elefanten und selbst Menschenaffen wurden auf Märkten zum Verzehr angeboten. Da die Wilderer auch regelmäßig Muttertiere erlegten, nahmen sie die überlebenden Affenbabies mit, um sie als Haustiere zu halten. Weil die Affenjungen auf Grund falscher Haltung und Ernährung meist in einem schlechten gesundheitlichen Zustand waren, tauschte Gessmann eines Tages seine Uhr gegen ein männliches Gorillababy namens Ebibin ein, um es mit nach Deutschland zu nehmen. Ebibin wuchs schnell zu einem stattlichen Gorilla heran, war jedoch in der umgebauten Schreinerwerkstatt bald kaum mehr zu halten. Also machte sich Gessmann auf die Suche nach einem geeigneten Gehege und wurde bei einem nahegelegenen Tierheim fündig. Da Menschenaffen jedoch auf die Gesellschaft ihresgleichen angewiesen sind, entschied sich Gessmann weiteren Tieren aus der Not zu helfen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen, und weil er einfach nicht wegsehen konnte, brachte er von der nächsten Afrikareise ein Gorillaweibchen und ein paar Schimpansen mit. Ebibin stellte sich schnell als fürsorglicher Rudelführer heraus und so entwickelte sich das provisorische Menschenaffengehege mit Freilauf, in den frühen 70ern, rasch zu einer überregionalen Attraktion. Zu jener Zeit wurden Menschenaffen in herkömmlichen Zoos noch in sterilen, gekachelten Innenräumen im Badezimmerformat gehalten. Im «Affenzoo» vom Leintal hingegen konnten die Tiere erstmals in einem Freigehege beim Herumtollen beobachtet werden.

Ein Tierpark im Leintal.

Weil es sich schnell herumsprach, dass sich die Tiere im Affenzoo wohl fühlen, wurden bald schon Affen aus Privathaltung beim Tierheim abgegeben, denn in Deutschland war es zu jener Zeit noch erlaubt, Affen als Haustiere zu halten. Neben Kapuzineräffchen wurden bei Familie Gessmann aber auch Vögel, Esel, Ziegen, ein Schwein Namens Frederic und Aras abgegeben. Da es sich bald abzeichnete, dass das Tierheim in absehbarer Zeit aus allen Nähten platzen würde, machte sich Peter Gessmann erneut auf die Suche nach einem geeigneten Gelände und wurde nach einiger Zeit im Naturpark Leintal fündig. Mit den Jahren entstand dort aus einem ehemaligen MonokulturAcker der «Tierpark im Leintal», welcher heute als «Leintalzoo» von sich Reden macht und die Besucher in seinen Bann zieht. Aus Peter dem Reisenden wurde so Peter der sesshafte Zoobesitzer, Baumeister, Planer und Gärtner. Darauf angesprochen erwidert er stets, dass er nichts bereue und er alles nochmals gleich machen würde. Der 1980 eröffnete Zoo umfasst beinahe drei Hektar und beherbergt aktuell rund 280 Tiere.

40 Jahre Leintalzoo.

Heute wird der Leintalzoo in Schweigern von Sohn Matthias Gessmann in zweiter Generation geführt und ist eine 44-jährige Erfolgsgeschichte. Doch die Gessmanns waren mit ihrem Zoo über all die Jahre auch auf Spenden und die Einnahmen von den zahlreichen Besuchern angewiesen. 2020 sollte zum Jubiläumsjahr des Zoos werden und die Vorbereitungen für das 40-Jahrjubiläum liefen bereits auf Hochtouren, aber dann kam Corona, die geplanten Feierlichkeiten mussten abgeblasen werden, und die Besucherströme blieben von heute auf morgen aus. Zumindest konnte der Zoo während der unsäglichen Lockdowns weiterhin auf seine Spender zählen und somit wenigstens das Futter finanzieren. 

Doch wie der Zufall manchmal spielt, liefen sich Matthias und Timo bei einem montäglichen Marsch gegen die Coronamaßnahmen über den Weg. Dabei kamen die beiden ins Gespräch und Timo aufs Thema Bitcoin. Matthias besaß damals etwas Krypto, wovon ihm Timo abriet und weshalb er ihn auch gleich zu einem Bitcoin-Beratungsgespräch einlud. Im Gegenzug wurde Timo in den Zoo eingeladen und während dieser Besuche begannen sich die beiden darüber Gedanken zu machen, ob und wo Bitcoin-Lightningzahlungen im Zoo möglich, sinnvoll und machbar wären.

Glückliche Hühner in Übersee.

Als der Zoobetrieb langsam wieder aufgenommen werden konnte, wurde Bitcoin als Zahlungsmittel für die Eintritte und in der Cafeteria akzeptiert. Doch schnell stellte sich heraus, dass die tief hängenden Früchte nicht immer die schmackhaftesten sind, da der Schulungsaufwand für die Mitarbeiter in keinem Verhältnis zu Besuchern stand, die vor Ort mit Bitcoin bezahlen können oder wollten. Weil Timo bereits einige Erfahrung im Umbau von Lightningautomaten hatte, kam ihm, beim Besuch der Webseite pollofeed.com, die zündende Idee. Wenn es möglich war, Hühner übers Internet in Übersee dank Lightningtransaktionen zu füttern, würde dies doch bestimmt auch in Zoos funktionieren!

Mit Werkzeug und Hirnschmalz.

Timos Idee, Futterautomaten für Menschenaffen zu entwickeln, kam sofort gut an. Das Zooteam war sich aber einig, dass es den Affen nicht nur einen profanen Futterautomaten bauen, sondern die Tiere mit der Fütterung gleichzeitig fordern und beschäftigen wollte. Nach einiger Konzeptarbeit wurde 2022 der erste Futterautomat in Betrieb genommen. Da der QR-Code bei diesen ersten Versuchen noch vor Ort eingescannt werden musste, waren Onlinebezahlungen bis dahin noch nicht möglich, aber erste Erfahrungen damit, ob und wie die Automaten von Mensch und Tier angenommen werden, konnten gesammelt werden. Obwohl man beim lokalen Futterautomaten sowohl mit physischen Euromünzen als auch mit Lightning-Sat bezahlen kann, stellte sich dieses erste Experiment als voller Erfolg heraus. Die Besucher und insbesondere Kinder freuten sich über diese Fütterungsmöglichkeit und die Affen über die Leckerli, welche sie mit etwas Gehirnakrobatik und einfachen Werkzeugen in Form von Zweigen, aus dem Automaten herauspulen können. Aktuell ist bereits der Lightning-Futterautomat 0.21 in Umsetzung. Als Grundlage für Lightningzahlungen übers Internet dient dabei LNbits. Die Firma  business-bitcoin.de entwickelte eigens für den Zoo eine «Devicetimer»-Erweiterung, die bei LNbits noch nicht zur Verfügung stand. Sie wurde aber inzwischen auf GitHub veröffentlicht. Mit der Erweiterung können Fütterungszeiten festgelegt werden, aber auch die maximale Anzahl Fütterungen innert 24 Stunden lässt sich darüber steuern. Diese und weitere Parameter lassen sich so konfigurieren, um die Tiere nicht in ihrem Schlaf zu stören, zu überfüttern oder um eine Überlastung des Automaten zu verhindern.

Zur Zeit laufen erste Versuche. Ab Frühjahr 2024 können die Affen über eine Webseite mittels Lightningtransaktion gefüttert, und dank einer auf den Futterautomaten ausgerichteten Kamera dabei beobachtet werden, wie sie das Futter aus dem Automaten pulen. Je nachdem wie gut die Onlinefütterungen angenommen werden, sollen sie im Leintalzoo bei weiteren, insbesondere nachtaktiven Tieren, zum Einsatz kommen.

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