Bitcoin gedeckte Zentralbank-Währungen; digitaler Goldstandard der Zukunft?

So langsam dürfte auch in einer breiteren Bevölkerungsschicht angekommen sein, dass etwas mit dem aktuellen Finanzsystem und insbesondere den «staatlichen» Zentralbank-Währungen im Argen liegt. Wer etwas tiefer gräbt, stösst auch mal auf Interviews oder youTube-Beiträge von Wirtschaftsökonomen und ehemaligen Spitzen-Bankern wie bespielsweise Thomas Mayer, in welchen von Zentralbank gedrucktem Falschgeld die Rede ist.

Aber eigentlich reicht auch schon der Blick aufs persönliche «Sparkonto», wo Guthaben bereits seit Jahren Null Zinsen abwerfen und als ob dies nicht bereits ärgerlich genug wäre, wird an oberster Stelle bereits über Negativzinsen auf Spareinlagen diskutiert. Bis anhin wollte, zumindest in der Schweiz, noch keine Bank die erste sein. Sollte dies in naher Zukunft dann doch mal der Fall sein, werden die Dominosteine fallen wie die Herbstblätter von den Bäumen.

Nicht zuletzt seit Corona laufen die Gelddruckmaschinen auf Hochtouren und Massnahmen wie Negativzinsen sollen dazu (ver)führen, dass das billige Geld auch gleich im Umlauf bleibt. Sparen soll noch unattraktiver werden. In den Worten von Christine Lagarde (EZB-Chefin) klingt das dann so: «Wir sollten glücklicher sein, einen Arbeitsplatz zu haben, als dass unsere Ersparnisse geschützt sind.»

Wer sich nun denkt: «Dann hol ich meine Kohle eben vom Konto runter und stopf es mir unters Kopfkissen», unterschätzt die Kreativität der IWF-Spitzen. Diese überlegen sich nämlich bereits einen Negativzins auf Bargeld, um so die Zahnräder der Wirtschaftsmotoren zu ölen.

Die Nullzins-Politik der letzten Jahre führte dazu, dass sich Sparer bescheuert vorkommen mussten. Wer keine Schulden machte war selbst schuld. Kommt dazu, dass unser Geld dank der zwar versteckten jedoch stetig wachsenden Inflation kontinuierlich entwertet wird. Zwar verteuerte sich der Warenkorb durchschnittlich lediglich um rund zwei/drei Prozent, betrachtet man jedoch die Preis-Entwicklung für Immobilien oder Rohstoffe, könnte einem Angst und Bange werden. Mit einem mittelständischen Einkommen lässt sich da inzwischen kein Eigenheim mehr finanzieren und das ist (leider) noch lange nicht das Ende der Fahnenstange …

50 Jahre nachdem Nixon den Goldstandard versenkte …

werden die negativen Folgen immer spürbarer. Sämtliche Staaten dieser Welt sind verschuldet wie nie. Einzelne Staaten wie beispielsweise Venezuela mussten gar den Staatsbankrott erklären oder versuchen ihre Währung zu «stützen» indem sie einfach mal ein paar Nullen auf dem Monopoly-Geld strichen. Aber auch in Europa steht das finanzpolitische Kartenhaus auf Sand. Mit Griechenland haben wir bereits einen kleinen Vorgeschmack dessen erhalten, was geschehen würde, wenn etwa Italien oder Frankreich sich aus der EU verabschieden würden, weil sie ihre exorbitanten Schulden nicht begleichen werden. Ein Schelm, wer böses denkt, dass die Französin Lagarde den Italiener Draghi an der Spitze der EZB abgelöst hat. Zumindest muss sich niemand darüber wundern, dass sich deren finanzpolitischen Programme wie eineiige Zwillinge gleichen.

Ich will und kann an dieser Stelle die Vorteile des Goldstandards nicht weiter erklären. Es steht jedem frei, dazu die Suchmaschine seiner Wahl zu bemühen. Ich war zwar 1971 gerade mal drei Jahre alt, kann jedoch dennoch aus eigener Erfahrung beschreiben, welche für mich nachvollziehbaren Folgen es hatte, als sich die Schweiz zu Beginn der 90er-Jahre, als eines der letzten Länder, vom Goldstandard verabschiedete.

Als ich nämlich 1988 meine Berufslehre abgeschlossen hatte, stand mir damals die Welt noch offen, da die Schweiz keine Arbeitslosigkeit kannte. Es herrschte praktisch Vollbeschäftigung, was mich dazu verleitete, während meiner ersten Jahre den Arbeitsplatz zu wechseln, sobald sich ein Arbeitgeber nicht an seine Versprechen hielt, welche er mir während der Bewerbungsgespräche abgegeben hatte. Dies änderte sich wenige Jahre später jedoch beinahe über Nacht. Denn bereits 1993 lag die Arbeitslosenquote auch in der Schweiz bei rund fünf Prozent und das hat sich bis heute nicht wieder geändert. Inzwischen fällt es jungen Lehrabgängern bereits schwer, direkt anschliessend an die Berufslehre einen Arbeitsplatz zu finden und ü50er werden reihenweise ausgesteuert, weil sich Unternehmen deren wertvolle Arbeitsleistung nicht mehr leisten wollen. Überhaupt wurde die nachhaltige, wertvolle Berufslehre sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz inzwischen durch das amerikanische MAS/CAS/DAS-System entwertet.

Des weiteren erinnere ich mich daran, dass mein Sparkonto in den 80ern noch einen Zins von 5%(!) abwarf. Dieser wurde während der 90er sukzessive reduziert, heute deckt der Zins (0,01%) nicht mal mehr die Konto-Führungskosten. Dies liesse sich wohl am treffendsten als Negativzins durch die Hintertür beschreiben …

Mit Bitcoin als digitalem Gold digitales Bargeld erschaffen?

Wie eingangs beschrieben, bezeichnet Thomas Mayer im gleichnamigen Podcast von einundzwanzig, den Euro als gescheitert. Wer die einzelnen Beweggründe nachvollziehen mag, welche den erfahrenen Volkswirt zu dieser pointierten Aussage gebracht haben, dem empfehle ich besagten Podcast aufmerksam zu verfolgen.
Fest steht, wenn es mit billigem, ungedecktem Falschgeld in dieser Art weitergeht, ist es eine Frage der Zeit, bis das Kartenhaus in sich zusammenbricht. Herr Mayer hofft aus nachvollziehbaren Gründen, dass der Frieden stiftende Euro letztlich dennoch erhalten bleibt. Ist aber auch der Überzeugung, dass wir nie wieder einen Goldstandard sehen werden, obwohl dies vor 50ig Jahren das solideste Papiergeld war über welches wir in der jüngsten Vergangenheit verfügten. Er sieht die Lösung in einem (ungedeckten) digitalen Euro, weil er entgegen der allgemeinen Meinung in der Bitcoin-Community denkt, dass eine geringe Inflation der Wirtschaft weiterhin zuträglich sei.

Nun, diese sogenannten Central Bank Digital Currencies (CBDC / digitale Zentralbankgelder) sind bereits seit einiger Zeit im Gespräch und aktuell als nichts anderes als Trittbrettfahrer im Schatten von Bitcoin zu verstehen. Ja sie lassen gar die Nackenhaare aufmerksamer Bürger:innen erstarren und die Alarmglocken läuten. Staatlich verordneter Missbrauch würde dann nämlich auch gleich im Code verankert. Zieht man dann noch in Betracht, dass Bestrebungen im Gange sind, das Bargeld abzuschaffen, würde uns dies einem totalitären Überwachungsstaat einen weiteren grossen Schritt näher bringen. CBDC wie sie etwa in China bereits Realität sind würden dann noch billiger in den Markt geschwemmt und «the man in the middle» hätte stets Einblick in die privaten Haushalte. Ganz zu Schweigen von Zensur und vordergründiger Enteignung.

Dennoch oder gerade deswegen würde ich den Gedanken eines digitalen Bargeldes hier gerne weiterverfolgen. Denn nichts anderes würde, in Betracht dessen dass das analoge Bargeld mittelfristig abgeschafft werden soll, Sinn ergeben. Denn Sinn und Zweck des inneffizienten und arbeitsintensiven Verifizierungsprozesses der Bitcoin-Blockchain ist eben gerade der Verzicht auf einen «vertrauenswürdigen Vermittler»: «Don’t Trust, Verify!», heisst das Credo der Stunde. Also exakt das, was wir mit dem Bargeld bereits haben. Zwar wird auch bei Bargeld inzwischen fleissig am Regulations-Hahn gedreht, dennoch können wir hier in der Schweiz noch ungefragt CHF 4’000.– von unseren Konten abheben und diese direkt dem Verkäufer:in unserer begehrten Ware in die Hände drücken. Und kommt mir jetzt nicht mit «ich habe nichts zu verstecken», Privatsphäre ist in unseren Breitengraden noch immer ein Menschenrecht welches es zu verteidigen gilt!

Zwar war Bitcoin ursprünglich von Satoshi Nakamoto als peer-to-peer Bargeld gedacht, inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass dieser zu wenig skaliert. Deshalb ist in der Community vermehrt von Bitcoin als dem digitalen Gold der Neuzeit die Rede. Wenn man nun also davon ausgeht, dass beide Seiten recht haben, es also zum einen als Lösung vieler unserer aktuellen Probleme wieder ein solides Bargeld braucht und gleichzeitig ein Bedarf an von Zentralbanken veräusserten, soliden Währungen besteht, warum dann nicht gleich die positiven Eigenschaften beider Welten miteinander verbinden?

Ist es nicht vorstellbar, dass eine Second-Layer-Lösung, aufbauend auf der Bitcoin-Blockchain einige Fliegen auf einen Streich erschlagen könnte. Zentralbanken könnten Bitcoin einkaufen und ähnlich wie Lightning würde ein Bitcoin gedecktes Zentralbankgeld von den oft zitierten Vorteilen dessen Blockchain profitieren, wäre aber skalierbar und von den Zentralbanken «verwaltet». Nicht dass ich hier missverstanden werde, ich würde auch weiterhin in Bitcoin sparen wollen, würde aber einen Bitcoin gedeckten FIAT-Shitcoin noch immer einem CBDC vorziehen, wie er aktuell wohl in den Vorstandsetagen Zentralbanken geplant wird. Selbstredend müsste digitales Bargeld zumindest pseudonym wie Bitcoin entworfen werden, wenn nicht gar so anonym wie Bargeld.
Damit das Ganze jedoch überhaupt eine Chance hätte, so etwas wie der neue digitale Goldstandard zu werden, müsste dieser Bitcoin gedeckte Euro, Schweizer Franken, (… ) jedoch weitestgehend OpenSource entwickelt werden.

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