#FreeJulianAssangeNOW

#FreeJulianAssangeNOW! #21magazin

Interview mit Gabriel Shipton | Fortsetzung aus dem #21magazin

… welche heute ignoriert werden.

Was können wir als Gesellschaft dazu beitragen, dass Ihr Bruder zumindest einen fairen Prozess erhält, mit welchen Maßnahmen versuchen Sie dies zu erreichen, welche vermeintlich realistischen Ziele verfolgen Sie noch? Wie ich bereits sagte, alles startet vom Boden hinauf. Von Leuten, welche ihre demokratischen Rechte wahrnehmen und ihre gewählten Repräsentanten in die Verantwortung ziehen. Sie anrufen, besuchen, sie darauf ansprechen, ihnen Julians Fall beschreiben und ihre demokratischen Rechte in Anspruch nehmen. Ein wichtiger Teil davon ist Schulung, Informationen zu sammeln, um die Fähigkeit zu erlangen, zurückzuschlagen. Es ist wichtig, diese Dinge mit Freunden und innerhalb der Familie zu besprechen und zu teilen, um Allianzen und Gemeinschaften zu bilden, um die Macht zu erreichen, sich dafür einzusetzen und Fürsprache für Julian halten. Diese Communities tragen ihre Botschaft in die Regierungsämter hinein und bauen damit entsprechend bei den Gerichten Druck auf, die bestehenden Rechte nicht zu missachten. Diese Art von Protest wächst von unten nach oben.

Was gibt Ihnen nach so vielen Jahren die Kraft, weiterhin an Gerechtigkeit zu glauben? Die Leute, welche wir treffen, mit welchen wir sprechen, all unser Unterstützer, lassen uns dranbleiben und weiterkämpfen. Wir würden damit zwar nicht aufhören, aber ohne diese Unterstützung wären wir nicht an Orten wie diesem hier. Wir beziehen die Kraft und die Ressourcen von all diesen Leuten. Es wäre alles viel schwieriger, ohne Leute wie dich, ohne solche Gespräche, wie dieses hier.

Wir sprechen hier während einer Bitcoin-Konferenz miteinander, was fasziniert Sie an dieser Bewegung? Nun, WikiLeaks und Bitcoin ent-stand aus derselben Ideologie, sie haben eine gemeinsame Basis. Dieselbe Philosophie, nämlich Technologie zu nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Es besteht also eine große Affinität, eine große Gemeinsamkeit zwischen der Bitcoin-Community und Julians Kampf. Bitcoin dezentralisiert Geld und gibt den Leuten Macht zurück. Wikileaks machte dasselbe mit Informationen, mit Enthüllungs-Journalismus. Es entzog zentralisierten Medienkonzernen die Macht über die Leute und gab sie den Leuten zurück. Vorher blieben diese Informationen hinter Firmenpforten vor der Öffentlichkeit verschlossen. Julian nahm ihnen diese Macht. Bitcoin macht etwas Ähnliches, es nimmt den Zentralbanken die Macht und gibt sie den Menschen zurück. 

Wikileaks wurde 2011 außergerichtlich vom Bankensystem ausgesperrt. Auf einen Schlag war es illegal, Spenden an Wikileaks auszuzahlen. Einfach, weil ein paar Leute in den Vereinigten Staaten, dies entschieden und den Telefonhörer in die Hand nahmen, um WikiLeaks vom Geldsystem abzuschneiden. PayPal, Mastercard, Visa, alle wurden sie angewiesen, Spenden an Wikileaks zu unterbinden. Sogar Julians eigenes, privates Bankkonto wurde ohne Vorankündigung gesperrt. Also wechselte Wikileaks auf Bitcoin, es war der erste Fall, wo Bitcoin als nicht zensierbares Geld verwendet wurde. Bitcoin konnte und kann von niemandem gestoppt werden, nicht einmal von den allermächtigsten Staaten.

Bitcoin steht für individuelle Freiheit, Eigenverantwortung und Zensurresistenz, kommt dieses Geschenk Nakamotos zu früh oder zu spät? Hat Bitcoin Ihrer Meinung nach die Kraft, die hohen in ihn gesteckten Hoffnungen zu erfüllen? Ja, ich glaube daran. Aber ich glaube nicht, dass es von alleine passiert. Bitcoin ist noch nicht perfekt, es braucht noch viel mehr Privatsphärenschutz. Auch Snowden sprach bereits wiederholt darüber. Wenn Bitcoin privater wird, kann es die hohen Erwartungen erfüllen. Bitcoin hat bereits bewiesen, dass es ein mächtiges Tool ist. Dank Bitcoin blieb WikiLeaks weiterhin aktiv. Die Community wird weiterwachsen und ich spreche viel mit Leuten, die sich bereits in dieser zirkulären Ökonomie befinden. Sie inspirieren mich, weil sie sich auf einer Mission befinden. Ihre Geschichten faszinieren mich, denn wo immer sie sich auch aufhalten, in der Wüste, im Dschungel oder sonst wo, sie nutzen Bitcoin. Es handelt sich dabei meist nicht um technisch versierte Leute. Diese Leute nutzen Bitcoin, weil es ihnen hilft, es nützlich für sie ist.

Was bringt Bitcoin Ihrer Meinung nach? Finanzielle Unabhängigkeit, die Möglichkeit sein eigenes Geld abzusichern. Insbesondere im Journalismus ist Bitcoin wichtig, damit Journalisten ihre Arbeit unabhängig machen können. Es verschafft dir die Kraft weiterzumachen, weil du keine Angst haben musst, dass sie dir dein Geld stehlen. Mit Bitcoin erreichst du unmittelbar mehr Freiheit, zu publizieren, was immer du willst. Also ich denke das ist es, was Bitcoin bringt, die Freiheit zu tun, was du willst und die Kontrolle über dein eigenes Geld.

Wie können, sollen wir der Gefahr begegnen, dass Nutzer ihre Satoshi auf Börsen liegen lassen und was verhindert eine ähnliche Plattformisierung wie beim Internet? Lustigerweise gehen Börsen wie FTX regelmäßig bankrott und das ist möglicherweise das Beste, was Leuten passieren kann, die ihr Geld nicht rechtzeitig von diesen Börsen abziehen. Denn jeder kriegt mit, dass diese zentralisierten Organisationen nicht transparent sind und dir das Geld nicht gehört, solange es sich auf diesen Börsen befindet. So schlecht es auf der einen Seite ist, ist es möglicherweise der beste Weg, um sich über Selbstverwahrung zu informieren, um die eigenen Gelder zu verwahren und keiner Drittpartei zu vertrauen.

Was unterscheidet digitales Bargeld von CBDC und was halten Sie von digitalen Zentralbankwährungen? Scheint eine wirklich gute Idee zu sein, finden Sie nicht auch? Persönlich denke ich, wir sind alle in der Situation, wo Leute darüber bestimmen wollen, ob du Benzin tanken darfst oder dich daran hindern wollen irgend etwas zu kaufen, was ihnen nicht passt. Das  gibt es bereits im bestehenden Geldsystem, wie beispielsweise deine Kreditpunkte oder deine finanziellen Voraussetzungen, welche darüber bestimmen, ob du ein Darlehen zu erhältst oder nicht. Sie haben bereits jetzt die Kontrolle über deine finanzielle Vergangenheit. Sie wissen, ob du Kinder hast, ob du geschieden bist. Sie schauen auf deine Vergangenheit, nicht nur auf deine finanzielle, sondern auch deine persönliche Situation und entscheiden aufgrund dessen, ob du finanzielle Unterstützung erhältst oder nicht. Nun, die Art, wie ich CBDC sehe ist, dass sie längst da sind. Deshalb denke ich, es ist besser den Leuten das klarzuma-chen und ihnen Bitcoin als eine Alternative aufzuzeigen, als sie mit CBDC zu verängstigen. Es gibt eine Alternative da draußen und die Leute sollten sie nutzen. Sollen sie doch diese CBDC bringen, es wird dazu führen, dass sich die Leute immer stärker dagegen auflehnen, indem sie als Alternative Bitcoin nutzen. Aber noch einmal, ich denke Bitcoin muss sich in Sachen Privatsphäre verbessern. Denn wenn du keine Privatsphäre hast, hast du auch keine reale Freiheit.

Wie werden sie uns aus Ihrer Sicht die Vorteile von CBDC verkaufen? Sie werden uns die einfache Nutzbarkeit verkaufen. Du bekommst dein freies Gmail und gibst uns deine Daten, so läuft das. Aber es liegt an uns die Alternative zu nutzen. Ja, es ist beängstigend. In China existieren diese Tools bereits, aber die Alternative ist da. Wir müssen den Leuten einfach zeigen, dass sie nutzbar ist und funk-tioniert.

Wer sollte sich Ihrer Meinung nach für Bitcoin interessieren? Nun, ich glaube stark daran, dass sich Dinge von unten herauf ändern. Ich sehe das in unserer Arbeit für Julian. Von oben wird sich nichts zu unseren Gunsten ändern. Ich habe so viel Respekt vor den Leuten, die in diesen Communities und gemeinsam mit den «unbanked» arbeiten. Die diesen Leuten helfen, Bitcoin zu adoptieren. Ihnen zu zeigen, dass sie es nutzen können, dass es einfacher ist als Bargeld, dass sie ihre eigene Bank sein können, ihr eigenes Geld sparen, dass sie das alles mit Bitcoin machen können, was sie bisher nicht konnten. Bitcoin verhilft ihnen zu finanzieller Unabhängigkeit.

Was würden Sie der deutschsprachigen Community am Ende gerne noch mitteilen? Kämpft für eure Rechte, habt keine Angst und gebt nicht auf. Beteiligt euch bei den vielen Organisationen, welche Julian unterstützen, werdet Mitglieder, geht zu den Protesten und spendet, wenn ihr es euch leisten könnt.

Ich bedanke mich für dieses Gespräch und wünsche Julian Assange, Ihnen und er gesamten Familie, dass die Gerechtigkeit am Ende doch noch siegen möge.

https://projectspartacus.org

https://wardiaries.wikileaks.org

https://www.amnesty.de/grossbritannien-julian-assange-gerichtstermin-auslieferung-usa

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