Eigentlich wollte ich es ja vermeiden auch nur einen Satz über den angekündigten Shitcoin von Facebook zu verlieren. Da dieser Fake-Kryptocoin nun aber innert Kürze in Mainstream-Medien beschrieben wurde, sehe ich doch ein gewisses Informations-Potential, damit nicht weiterhin Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Zuerst scheint es mir wichtig zu bemerken, dass Facebooks Libra-Coin alles mögliche ist, nur kein dezentraler, zensurfreier Privacy-Coin. Facebook hat hier die volle Kontrolle und braucht noch nicht mal wirklich ein KYC, da es bereits über mehr private Daten seiner Nutzer verfügt, als sämtliche staatlichen Überwachungs-Agenturen dieser Welt zusammen gezählt. Eigentlich fehlen dem «sozialen» Netzwerk nur noch die Informationen, wer, wo, wie viel, für was ausgiebt und diese Lücke will es nun eben mit seiner eigenen Währung schliessen.
1/ Um neine kurze #Libra-Betrachtung abzuschließen: Das Whitepaper ist nicht spektakulärer und genauso unspezifisch wie das hunderter anderer Altcoins. Die Marktmacht von #Facebook und Co. ist allerdings eine ganz andere Liga. Dass das für mächtig Wirbel sorgen wird, steht fest.
— The Coinspondent (@thecoinspondent) June 18, 2019
Ich will an dieser Stelle nicht weiter auf die technischen Spezifikationen von Facebooks vermeintlicher Weltwährung eingehen, dass haben andere bereits ausführlich getan. Mich interessiert viel mehr der vermeintliche Nutzen und/oder deren Einfluss auf die Gesellschaft und die echte Krypto-Ökonomie.
Liest man sich aktuell durch Krypto-Twitter, scheint die Meinung einhellig. Der Coin ist eine Mogelpackung und erfüllt nicht eine der Anforderungen, welche einen ernst zu nehmenden Krypto-Coin ausmachen. Nützen wird Libra einzig Facebook, weil er das Macht-Monopol der Plattform weiter stärken wird. Ich wage sogar zu bezweifeln, dass dieser Global-Fake-Coin einen spürbar positiven Impact auf das Krypto-Versum haben wird. Zwar vertritt die Szene beinahe einhellig die Meinung, dass enttäuschte Libra-Nutzer mittel- oder langfristig auf Bitcoin und Konsorten wechseln wird. Wer aber schon versucht hat, Freunde und Bekannte auf einen encrypteten Messanger zu lenken, weil man sich dort seiner Privatsphäre sicher sein kann, der weiss, dass die Masse träge, vergesslich und grösstenteils erschreckend gleichgültig ist. Anders lässt es kaum erklären, dass sich sowohl Facebook als auch WhatsApp einen Privacy-Fail nach dem anderen leisten können, ohne dass deren Nutzer in Scharen reiss aus nehmen …
Internationaler Überwachungs-Staat
Letztlich liegt es in der Entscheidung jedes Einzelnen, wie viel Wert ihm/ihr die persönlichen Daten sind und ob Privatsphäre ein Menschenrecht oder ein Konsumgut ist. Nur sollte sich nachträglich niemand darüber aufregen, wenn einem beispielsweise die Einreise in ein Land verweigert wird, weil das persönliche Konsumverhalten nicht mit den lokalen Gesetzmässigkeiten vereinbar sind.