Die einen ärgert’s die andern machen sich über die vielen schlecht recherchierten Beiträge über Bitcoin lustig. Doch egal wie man dazu steht, ausserhalb der Bitcoin-Community gelingt es besagten Beiträgen regelmässig, Bitcoin ein schlechtes Image anzuhaften. Geneigte Bitcoiner:innen kommen dabei meist zum Schluss, das «man» einfach nichts dagegen tun kann. Doch stimmt das wirklich? Folgendes Zitat in der aktuellen einundzwanzig-Potcast-Folge «Nachhaltigkeit und Proof of Stake vs. Proof of Work» (ab Min. 30:50) inspirierte mich zu deisem Beitrag:
«Wenn sie das Geld schaffen, haben sie auch unglaubliche Ressourcen ihren Standpunkt zu verteidigen. Sie können Forschung fördern, einflussreiche Gastwissenschaftler in Forschungsabteilungen empfangen, sie können Mitglieder der EZB in Herausgebergremien von wissenschaftlichen Zeitschriften positionieren und eine grosse Kommunikations- und Medienabteilung aufbauen.
Gunther Schnabel, Professor for Economic Policy and International Economics.
Nachhaltig in Öffentlichkeitsarbeit investieren.
Bitcoiner:innen beklagen zum einen die Tatsache, dass Bitcoin keine Lobby und keine Werbeabteilung hat, welche die Vorteile des Wertespeichers unters Volk bringt. Gleichzeitig scheint man sich aber auch einig darüber zu sein, dass Bitcoin auch keine PR-Maschinerie braucht, da seine herausragenden Eigenschaften für sich sprechen würden und es deshalb lediglich eine Frage der Zeit wäre, bis sich Bitcoin in den Köpfen der breiten Masse festsetzen würde. Dennoch enerviert sich die Community regelmässig über all die schlecht recherchierten Beiträge in den öffentlich Rechtlichen und den Printmedien und lässt dem Ärger auf Twitter freien Lauf. Und ist die Einstellung, das Bitcoin alles von alleine «fixt» («Bitcoin fixes this») nicht etwas gar nachlässig, bleibt uns überhaupt so viel Zeit um dazusitzen und abzuwarten? Ich denke NEIN!
Mich beschleicht bei dieser Haltung seit einiger Zeit ein ungutes Gefühl, da ich der Überzeugung bin, dass Bitcoin durchaus eine (täglich wachsende) Lobby hat und braucht und es nichts bringt, wenn man sich herablassend über schlechten Journalismus lustig macht und diesem dann auch noch «Futter» gibt, indem man die Kritiker persönlich angreift. Die Community kann bei all dem Gegenwind nicht schnell genug wachsen. Und dabei meine ich nicht die Zocker, sondern jene, welche darauf hoffen, dass Bitcoin eine Chance, eine Möglichkeit bietet, das bestehende (FIAT)-System auszuhebeln.
Was will man denn von staatlich subventionierten Medien anderes erwarten, als dass sie sich gegen Bitcoin und für das aktuelle Währungs-System aussprechen? Mit welchem Geld werden denn die Löhne dieser Journalisten bezahlt? Wenn ich mir oben erwähntes Zitat näher betrachte; können/dürfen wir nicht viel mehr erwarten. Die Zentralbanken dieser Welt verfügen über ausreichend Mittel, um auch an Universitäten, in Medienhäusern und Verlagen die frohe Botschaft des FIAT-Geldes zu verkünden. Vielleicht sind die bemängelten Beiträge ja gar nicht schlecht recherchiert sondern entsprechen den Vorstellungen der «Auftraggeber» und sollen dazu beitragen Bitcoiner:innen aus der Reserve zu locken und sie arrogant erscheinen zu lassen. Dies mag vielleicht eine gewagte These sein, doch sie ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Unter Umständen würde etwas mehr Gelassenheit und Souveränität der «Sache» besser dienen und unentschiedene Mitmenschen besser führen. Oft stören wir uns an der Kriegsrethorik unserer Kritiker, um dann selber verbal drauf zu hauen und Twitter ist bestimmt nicht der richtige Kanal um solch fundamentale Diskussionen zu führen und mit überzeugenden Argumenten die unentschlossenen zu begeistern … Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, kontinuierlich Kompetenzen aufzubauen. Windmühlenartig den Dialog zu suchen und nicht beleidigt rum stehen, wenn der Geldadel mit Finger auf uns zeigt.
Bitcoin hat nämlich sehr wohl eine Lobby; uns alle! All jene, welche den eigentlichen Wert von Bitcoin für Gesellschaft, Wirtschaft und unser soziales Leben erkannt haben. Jene, welche unentwegt gut recherchierte Beiträge in Form von Podcasts, Blogs, YouTube-Clips publizieren. Zugegeben, damit ist kurzfristig kaum gegen die Gelddruckmaschinen anzukommen aber steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein. Wie wäre es, wenn wir damit aufhören, uns über schlechte Beiträge zu ärgern und dafür gut recherchierte in den Fokus stellen, «hochliken», sie sogar mit ein paar Sats unterstützen? Wer mag den schon seine kostbare Zeit fortlaufend damit verschwenden, um sich über schlechten Journalismus zu ärgern, anstatt sich an den guten Beiträgen zu erfreuen? Verhärtete Fronten bringen niemandem was, nicht einmal Bitcoin.
#SatsForBTCEducation
Es ist klar, dass die grossen Bitcoin-Fördermittel nicht auf der Strasse liegen. Aber als regelmässiger eiundzwanzig-Hörer weiss ich, dass die Hosts beispielsweise Sats sammeln, um sie anschliessend an gute Bitcoin-Projekte zu spenden. Wäre es nicht ein Gedanke wert, zumindest freie Journalisten, mit ein paar Sats zu entlöhnen, nachdem sie einen gut recherchierten Beitrag über Bitcoin veröffentlicht haben? Sie bei der Hand zu nehmen, wenn sie ihre erste Coldwallet installieren. Sie beraten, weshalb Ledger vielleicht nicht die richtige Wahl sein könnte? Mit gut recherchiert meine ich nicht automatisch kritiklos. Im Gegenteil, sofern ausgewogen, regt konstruktive Kritik meist zum Denken an.
Es ist bestimmt nicht einfach, an Volksschulen über Bitcoin referieren zu können aber es besteht die Möglichkeit an privaten Schulen Referate abzuhalten, sei es für Jugendliche oder in der Erwachsenenbildung. Auch diese Referenten könnte man «Bitcoin only» entlöhnen/fördern und wer weiss, auch an Volksschulen findet man ab und an inspirierte Lehrer:innen.
Dieser Gedanke ist längst nicht zu Ende gedacht aber es wäre ein anderer, zumindest nachhaltiger Ansatz. Anstatt sich darüber zu echauffieren, dass Banken zu viel billiges Geld für staatlich subventionierte Propaganda zur Verfügung haben, sollte es zumindest einen Versuch wert sein, «Bitcoin-Fördergelder» gezielt in die private Weiterbildung und entsprechende Projekte zu investieren. Warum nicht YouTube-Kanäle wie jenen vom Blocktrainer oder Bitcoin-Debbi mit Sats-Spenden füttern oder mit entsprechender SEO/SEA und Likes aufrüsten? Es gibt inzwischen weltweit so viele gute Bitcoin-Weiterbildungsprojekte welche entsprechend unterstützt eine stetig wachsende Reichweite erlangen könnten.
Keine Frage auf die Schnelle ist damit nichts zu erreichen aber je früher wir mit nachhaltiger Öffentlichkeitsarbeit beginnen, desto öfter werden wir gut recherchierte Berichte zu lesen bekommen. Steter Tropfen …