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In den vergangenen Tagen schlug ein sogenannter «Speedy Trial» von BIP119 hohe Wellen. Da bereits einiges darüber zu lesen oder hören war, werde ich mich hier nicht an der technischen Debatte beteiligen. Zumal ich zwar über rudimentäre technische Kenntnisse verfüge, jedoch nicht annähernd so viel, um mich in eine technische Diskussion einzulassen. Da ich aber einen Fullnode betreibe, habe ich zumindest eine Stimme, welche mich dazu befugt, meine Gedanken zu dieser Debatte beizutragen.
Was ist BIP119?
Was BIP119 im Detail ist und welchen Vorteil es für Bitcoin sein soll, kann aktuell noch kaum jemand so recht sagen. Oberflächlich betrachtet wären mit BIP119 eine Art «SmartContracts» möglich und zwar auf dem Basis-Layer von Bitcoin. Oder um es etwas pointierter auszudrücken, mit BIP119 würde auch Bitcoin diverse Shitcoin-Features im Bereich DeFi erhalten. Dies könnte laut @mattkratter zu einer Art Bitcoin-Zweiklassengesellschaft führen.
«#BIP119 könnte der Fungibilität von #Bitcoin schaden und eine Möglichkeit für die Regulierungsbehörden schaffen, regulierte Börsen und andere Unternehmen zu zwingen, Dinge zu tun, die schlecht für #Bitcoin sind …»
Matthew R. Kratter
Ich kann zwar durchaus nachvollziehen dass Finanzdienstleister ihre Produkte gerne auf Basis des sichersten Wertspeichers entwickeln würden, denke aber dass eine solche Erweiterung keinen Platz auf BitcoinCore hat. Wer dennoch die Sicherheit und Stabilität von Bitcoin nutzen mag, kann dies analog Lightning auf der zweiten oder allenfalls dritten Ebene tun.
Das folgende Video von Matt erklärt, ebenfalls rudimentär, was BIP119 im Wesentlichen in Bitcoin bringt. Grundsätzlich setzt sich Matt aber mit der Frage auseinander ob BIP119 Bitcoin attakiert, also eine Gefahr sein kann und weshalb ein «Speedy Trial» in der aktuellen Phase keine besonders gute Idee war. Vorweg kann ich euch aber schon mal beruhigen, BIP119 ist keine Gefahr für Bitcoin. Dies insbesondere, weil Bitcoin von den unterschiedlichsten Stakeholder und deren Anforderungen und Interessen geschützt wird. Auch @cercatrova hat BIP119 übrigens zum Ende dieser @einundzwanzig-Folge ausführlich erklärt.
Speedy Trial
Um zu verstehen, weshalb #BIP119 das Bitcoiner-Blut in den letzten Tagen zum kochen brachte, sollte man vielleicht wissen, wie langsam und sorgsam grundsätzlich die Bitcoin-Entwickler-Mühlen mahlen. Wollen Entwickler vermeintlich etwas am Bitcoin-Code verbessern, steht es ihnen frei ein sogenanntes «Bitcoin Improvement Proposal/BIP (Verbesserungsvorschlag)» einzureichen. Dieser Vorschlag wird dann von allen Beteiligten (Entwickler, Miner, Fullnode-Betreiber, Börsen, etc.) ausführlich besprochen und zu Beginn der Debatte zuweilen kontrovers Diskutiert. Dies kann wie im Fall des letzten Taproot-Upgrades zuweilen Jahre dauern. Ziel dieses Prozesses ist es einen generellen Konsens zu erreichen. Dies ist wichtig, da sich sonst Lager bilden könnten, welche in unterschiedliche Richtungen ziehen, was wiederum im WorstCase zu einen Hardfork führen kann. Hardforks sollten aber nach Möglichkeit vermieden werden, sind aber ein notwendiges Übel um Bitcoin letztlich vor der Einflussnahme von Einzelpersonen, Institutionen oder Regulatoren zu schützen. Von den Drahtziehern des BitcoinCash-Hardforks Roger Ver und Jihan Wu und dem entsprechenden Bitcoin-Clon spricht heute niemand mehr.
Gelangt die Bitcoin-Gemeinschaft einmal zur Überzeugung, dass ein BIP eine gute Sache ist, kann ein sogenannter «Spedy Trial» initiiert werden. Einfach ausgedrückt handelt es sich um eine Art Abstimmung im Netz, ob der entsprechende Verbesserungsvorschlag (BIP) eine Chance hat von der Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Miner können ihre Bereitschaft signalisieren und ab einem gewissen Prozentsatz von Befürwortern (bei Taproot waren es rund 95%), kann die Code-Veränderung ausgerollt werden und auch Fullnode-Betreiber können sich dann für oder gegen diese Änderung entscheiden.
Was ist denn am aktuellen «Speedy Trial» von BIP119 derart anstössig? Eigentlich ist es die Tatsache dass der Entwickler Jeremy Rubin bereits jetzt lanciert hat. Er startete die Umfrage noch bevor sich die Gemeinschaft überhaupt einmal einen Ein- und Überblick verschaffen konnte. Ohne ihm Boshaftigkeit vorzuwerfen, muss man wissen, dass Rubin eine «SmartContract»-Plattform betreibt und deshalb wohl etwas gar voreilig, von Eigeninteressen getrieben und ungeduldig vorgeprescht ist. Im Fall von Taproot, welches notabene erst einige Monate zurück liegt, dauerte der Findungsprozess beinahe SIEBEN Jahre. Das Proposal von Rubin ist gerade mal ein paar Monate alt. Änderungen am Basis-Layer von Bitcoin sind eine diffizile Angelegenheit und müssen aus besagten Gründen gegebenenfalls mit Bedacht mit einem Softfork eingeführt werden. Ist diese Änderung erst eimal umgesetzt, wird man sie ohne Hardfork auch nicht mehr los. Wenn sich also einzelne Entitäten versuchen einen Vorteil zu verschaffen, ist allerhöchste Vorsicht geboten. Weder ein SmartContract-Unternehmer noch anderen Invasoren dürfen ihre Eigeninteressen bei Bitcoin durchsetzen und wenn ich mir das oben aufgeführte Zitat von Matthew Krattinger durch den Kopf gehen lasse, läuten meine Alarmglocken im Dauerloop!
Wie gut dass ich Bitcoin vertrauen kann, dass sich solche Möchtegern-Leader niemals durchsetzen werden. Wer diesen langwierigen Entwicklungs-Prozess nicht mag, kann zu BitcoinCash oder gleich zu Etherum wechseln. In jenen Testnetzen wird fortlaufend entwickelt und es gibt tatsächlich Chefentwickler welche über «Sein oder nicht Sein» ihrer Shitcoins entscheiden können. Roger Wer?
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