Fiat-Technologie

FIAT-Standard, Vorwort

der fiat-standard | Kapitel 3 | Saifedean Amous
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Seit inzwischen über 100 Jahren wird der weltweite Handel von Regierungen, Zentralbanken und weiteren einflussreichen Finanzinstitutionen und -Konstruktionen bestimmt und manipuliert. 1971 wurde der Prozess zum reinen Fiatstandard praktisch abgeschlossen. Obwohl dieses System fehlerhaft und höchst unfair ist und insbesondere Staaten und Banken nützt, wird es von der breiten Bevölkerung kaum in Frage gestellt. Das Buch «der fiat-standard» von Saifedean Amos und diese Blog-Reihe versucht das vorherrschende Geldsystem in verständlichen Worten zu hinterfragen. Ein Jahrhundert nach seiner Schöpfung und ein halbes Jahrhundert nachdem er seine endgültige operationelle Form angenommen hat, ist es möglich, über diesen monetären Standard zu urteilen.

Zwischen 1914 und 1971 ging das globale Währungssystem schrittweise und willkürlich vom Goldstandard zum Fiat-Standard über. Regierungen übernahmen praktisch überall den Bankensektor, oder, der Bankensektor übernahm die Regierungen. Dabei kann Fiat als Implementierung einer schuldenbasierten zentralisierten Ledger-Technologie (Ledger = Kassenbuch) definiert werden, welche Geld- und Finanzdienstleistungen weltweit monopolisiert. Der Fiatstandard war keine freiwillige Entscheidung der Nutzer, er entstand willkürlich und aus der Notwendigkeit heraus, weil Regierungen ihre Goldverpflichtungen nicht mehr erfüllen konnten, da bereits 1914 Banknoten längst nicht mehr im vollen Umfang in Gold gedeckt waren. Wie die jüngsten Ereignisse im Kryptomarkt zeigten, ist es selten eine gute Idee, seine soliden Werte einer zentralisierten Instanz zu vertrauen. Im Fall der Krypta-Börse FTX wurden Bitcoin im grossen Stil weiterverliehen, obwohl die Börse selber gerade mal im Besitz eines Bitcoin war. Weil der gesamte Markt nicht reguliert war, wurde die Börse auch nicht aufgefangen, wie dies beispielsweise 2009 noch bei der letzten Bankenkrise der Fall war und ging innert weniger Tage Konkurs. In einem regulierten Fiatmarkt wäre die Börse auf Kosten der Gesellschaft und unter dem Vorwand «Too Big To Fail» gerettet worden, mit Geld welches aus dem Nichts geschaffen worden wäre.

In einer Welt mit solidem Geld können Transaktionen nur dann durchgeführt werden, wenn die Goldmünzen oder Bitcoin physisch geschürft wurden, also vorhanden sind. Ein Verkäufer kann seine Güter zwar auch für ein Versprechen künftig zu schürfender Bitcoin oder Goldstücke herausgeben, aber er geht dabei ein persönliches Risiko ein. Bei Fiat erwecken staatliche Kredite Token aus der Zukunft zum Leben, um Transaktionen in der Gegenwart zu tätigen. Wenn ein Kredit aufgenommen wird, haben Kreditnehmer und -Geber zusammen eine grössere Menge an Fiat-Token, was die bereits vorhandenen Token im Netzwerk entwertet. Dies geschieht jedes Mal, wenn eine staatlich legitimierte Einrichtung Kredite in Form lokaler Fiat-Token vergibt. Da die Regierung Wert Innerhalb des Netzwerks per Dekret festlegt, schöpft sie letztlich ihr eigenes Kreditgeld. Regierungen stehen hinter dem gesamten Bankensystem und so wird jeder Kredit einer solchen Institution auch zu einem Kredit der Regierung und so zu einem Teil der Geldmenge.. Jede kreditgebende Organisation kann somit die Geldmenge durch Kreditvergabe erhöhen und so macht diese Verwischung zwischen Geld und Krediten macht eine Messung der Gesamtgeldmenge somit praktisch unmöglich.

Anders als mit solidem Geld handelt es sich beim Fiat-Angebot nicht um eine festgelegte objektive Anzahl von Einheiten sondern um Flüchtige. Die Fiat-Token werden ständig geschaffen oder vernichtet. Die Entscheidung über die jeweilige Menge an Token wird subjektiv und zentral entschieden und so ist es unmöglich, das effektive Angebot zu prüfen, wie es bei soliden Werten wie Gold oder Bitcoin der Fall ist, Nimmt ein Kunde beispielsweise für einen Hauskauf ein Darlehen in Höhe von 1 Million auf, besorgt sich die Bank dieses Geld nicht aus vorhandenen Reserven oder von Guthaben von Einlegern, sie schafft diesen Kredit einfach per oft zitiertem Knopfdruck und bezahlt mit den frisch geschaffenen Fiat-Token den Verkäufer des Hauses. Da diese lokalen Token bei Kreditvergabe nicht wirklich existieren, wird vorausgesetzt, dass der Kreditnehmer seinen Teil der Vereinbarung einhält und in Zukunft regelmässig Zahlungen leistet. Das gegenwärtige Gut Haus wird dem Käufer übereignet, obwohl dieser kein gegenwärtig existierendes Gut anbieten musste. Der Verkäufer wiederum gewährt weder den Kredit, noch übernimmt er die Verantwortung für das Ausfallrisiko. Dieses wird letztlich von der Zentralbank getragen, welche für den Kredite der Geschäftsbank bürgt. Der Verzicht auf das gegenwärtige Gut, welcher es beiden Parteien ermöglicht, Geld auszugeben, kann nur auf Kosten der Abwertung der lokalen Währung erfolgen.

Netzwerktopographie.

Das Fiat-Netzwerk umfasst rund 190 Zentralbanken, welche Mitglied des internationalen Währungsfonds (IWF) sind. Ausserdem gehören diesem Netzwerk Zehntausende von Privatbanken an, welche, ausser bei wenigen Naturstämmen, beinahe universell verteilt und angeschlossen sind. Praktisch jeder Erdenbürger hat entweder Anschluss zu einem physischen Fiat-Node oder verwendet Fiat-Token (Banknoten/Papiergeld), welche von diesen Nodes (Bankfilialen) ausgegeben werden. Der Beitritt zum Fiat-Netzwerk ist nicht freiwillig, er wird allen Teilnehmern, unter Androhung von Strafe und/oder Gewalt aufgezwungen. Zum Zeitpunkt der finanziellen Mündigkeit werden wir einem lokalen Node angeschlossen und müssen mit dem entsprechenden Token unsere Steuern bezahlen. Weigern wir uns, drohen Strafe, Gefängnis oder in manchen Regionen gar der Tod. Über solch starke Akzeptanzanreize verfügen weder Bitcoin und noch nicht mal Gold.

Das Fiat-Netzwerk ist vielschichtig aufgebaut. Lokale, regionale Banken wickeln die Geschäfte mit Privatpersonen ab und Zentralbanken und einige hundert internationale Korrespondenzbanken überwachen den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Um dieses Netzwerk zu koordinieren reicht ein einziger, zentraler Node, die Federal Reserve Bank von Amerika. Die Fed ist Dreh- und Angelpunkt des Fiat-Netzwerks, sie ist der einzige Node, welcher sämtliche Transaktionen für ungültig erklären und jegliche Guthaben von jedem anderen Fiat-Node beschlagnahmen kann. Die Fed kontrolliert einseitig das weltweite SWIFT-Zahlungsnetzwerk und kann – wie das jüngste Beispiel von Russland zeigte – ganze Nationen daran hindern, sich anzuschliessen oder davon exkuldieren.

Folgende Passage ist derart krass und wohl weitestgehend unbekannt, dass ich sie 1:1 aus dem Fiat-Standard von Saifedean Amous rezitiere:

Die Basisschicht des Fiat-Netzwerks arbeitet mit einem nativen Schuldentoken, welcher in US-Dollar denominiert ist. Während Fiat-Enthousiasten das Netzwerk als eine Vielzahl von Token darstellen, von denen jeder zu einem anderen Land oder einer anderen Region gehört, ist die Realität, dass jede Währung ausser dem US-Dollar lediglich ein Token der zweiten Ebene ist, ein Derivat des Dollars. Der Wert des nichtamerikanischen Fiat-Geldes hängt von seiner Unterlegung mit dem US-Dollar ab und lässt sich am besten als der Wert des Dollars mit einem dem Länderrisiko entsprechenden Abschlag approximieren.

Finanzinstitute schürfen den lokalen, netzwerkeigenen Token (FiatCoin) durch den obskuren, zentralisierten, manuellen, riskanten und willkürlichen Prozess der Kreditvergabe und anders als bei Bitcoin gibt es kein Arbeitsnachweis-Protokoll, keine algorythmische Anpassung und keine dezentrale Kontrollstellen welche sicherstellen, dass das Fiat-Coin-Angebot innerhalb bekannter und eindeutig überprüfbarer Parameter bleibt. Weiterer unbegreiflicher Fakt ist, dass diese Fiat-Ausgabestellen von nicht gewählten Protagonisten kontrolliert und gelenkt werden, welche die Geschicke des weltweiten Finanz- und Wirtschaftssystem lenken und manipulieren. Längst wird nur noch ein kleiner Teil der Fiat-Token auf Papier gedruckt oder in Münzen geprägt. Der weitaus grössere Teil wird in digitalen Ledger verbucht. So bietet das Fiat-Netzwerk kaum Möglichkeiten für endgültige Abrechnungen, da sämtliche Guthaben in jedem Ledger immer vorläufig sind und jederzeit widerrufen oder oder konfisziert werden können.

Im Rahmen des Fiat-Protokolls erfüllt jede Zentralbank vier wichtige Funktionen:

  1. Sie hält ein Monopol auf die Bereitstellung des inländischen FiatCoins und die Bestimmung seines Angebots und Preises.
  2. Sie hält ein Monopol auf die Endabrechnung internationaler Zahlungen
  3. Sie ist eine Monopolbehörde für die Zulassung und Regulierung inländischer Banken, die Aufbewahrung ihrer Reserven und die Verrechnung von Zahlungen zwischen ihnen.
  4. Sie vergibt Kredite an die jeweilige nationale Regierung, indem sie deren Anleihen kauft.

    Die Verflechtung dieser Funktionen ist die Wurzel aller Finanz- und Währungskrisen des vergangenen Jahrhunderts. Sie umfassen:
  5. Stützung der lokalen Währung.
  6. Abwicklung des internationalen Handels.
  7. Absicherung aller Bankeinlagen.
  8. Kauf von Staatsanleihen zur Finanzierung von Staatsausgaben.

Stützung der lokalen Währung.

Entgegen aller Behauptungen staatstreuer Ökonomen kann keine Form von Geld allein aus staatlichem Fiat entstehen, ohne dass diese durch andere Vermögenswerte gedeckt sind, welche nicht gedruckt werden können, um einen Markt für das lokale Papiergeld und die Schuldverschreibungen zu schaffen. Selbst wenn Regierungen ihre Bürger zur Nutzung von Papier mit künstlichem Wert zwingen würde, könnten sie das Ausland nicht dazu zwingen. Sobald Bürger eines Landes internationale Geschäfte tätigen wollen, muss deren lokaler Token in anderen Währungen denominiert werden können. Die inländische Währung würde sofort abwerten, sobald die Zentralbank keine Dollar mehr zum Marktpreis anbieten könnte. Selbst während einem Jahrhundert im Fiat-Standard stockten Zentralbanken ihre Reserven massiv mit Gold auf und bauen sie auch heute noch in zunehmendem Tempo aus. Diese Tatsache widerlegt die absurde Staatstheorie des Geldes und bestätigt die undurchsetzbarkeit von rein politischem Geld auf internationaler Ebene. Sämtliche Zentralbanken weltweit stützen ihre Währungen ausserdem mit internationalen Reservewährungen. Den Löwenanteil der weltweiten Reserven macht dabei mit rund 51% der US-Dollar aus. Auf Position zwei steht mit 18,3% und auf drei Gold mit 13,7%. Im tiefen einstelligen Bereich folgen dann noch der japanische Yen, das britische Pfund und der chinesische Yuan. Ausser dem Dollar und dem Euro werden nationale Währungen hauptsächlich im Inland verwendet.

Internationales Liquiditätskonto.

Leicht verständlich formuliert werden mit den Zentralbanken die internationalen Geschäfte, Zahlungen und der Kapitalverkehr abgewickelt und ausgeglichen. Sämtliche internationalen Geschäfte und Zahlungen werden über die Zentralbanken abgewickelt. Dies verschafft ihnen ein hohes Mass an Kontrolle über sämtliche internationalen Handels- und Investitionstätigkeiten. Deren Reserven nehmen zu, wenn Kapital in Form von Investitionen und Exporten ins Land einfliesst und sie nehmen ab, wenn Investitionen abfliessen oder Importe steigen. Wenn Einzelpersonen internationale Geschäfte tätigen, müssen sie ihre Währung zuerst in die Währung des Handelspartners wechseln, bevor sie die ausländische Ware kaufen können. Aufgrund der Tatsache, dass nationale Reserven zwecks Abwicklung des internationalen Handels verwendet werden, ist die Nationalbank an einer erfolgreichen Verwaltung ihrer Währung interessiert, denn sobald die Schuldenschöpfung zu schnell zunähme, würde der Wert der eignen Währung gegenüber Fremdwährungen schnell sinken und die Zentralbank wäre – zwecks Stabilisierung der lokalen Währung – internationale Reserven abzubauen.

Bankenreserven.

Da Zentralbanken letztlich die Reserven des lokalen Bankensystems sichern, sollten diese einen Teil ihrer Reserven beim lokalen Zentralbanken-Node einlagern, um untereinander Geschäfte tätigen zu können, ohne physisches Bargeld zwischen den einzelnen Nodes bewegen zu müssen. Im allgemein praktizierten Bankensystem mit fraktionalen Reserven werden Zentralbankreserven auch dazu verwendet, um einer Bank in Not auszuhelfen. Dies wiederum geschieht, indem die Geldmenge erhöht wird. In einer solchen Situation wäre davon auszugehen, dass die nationale Währung gegenüber ausländischen Reservewährungen abwertet.

Kauf von Staatsanleihen.

Ein moderner Trend von Zentralbanken weltweit ist es, Staatsanleihen zu kaufen und so ihre Regierung zu finanzieren. Im Fall des Euro finanziert die EZB so bereits seit Jahren die Regierungen sämtlicher europäischen Mitgliedsstaaten. Das Ausmass der Einkäufe europäischer Staatsanleihen, setzte den Euro seit seiner Einführung massiv unter Druck, weshalb er stark an Wert einbüsste. Da die Staaten die Zentralbanken kontrollieren, können sie auch davon ausgehen, dass diese weiterhin Anleihen kaufen, um Staatsausgaben zu ermöglichen oder wie der ehemalige Vorsitzende der EZB, Mario Draghi einmal meinte: «Wir tun, was immer nötig ist.» Er meinte damit, die EZB wird, ungeachtet der Konsequenzen, alles unternehmen, um Staaten wie Italien, Spanien oder Frankreich vor einem allfälligen Staatsbankrott zu «bewahren». Die Verflechtung der vier Funktionen von Zentralbanken ist letztlich die Ursache der meisten Wirtschaftskrisen weltweit. Regierungen werden ihre Zentralbanken deshalb nicht nur drängen, ihre Anleihen zu kaufen, sondern sich ausserdem darauf verlassen, dass diese eine expansive Geldpolitik betreiben, um ihre Wirtschaft «anzutreiben». Als Beleg für diese These brauchen wir uns ja lediglich die immense Geldschwemme anzuschauen, mit welcher die Zentralbanken die Wirtschaft während der Corona-Jahre in die Märkte überschwemmte. Diese Massnahmen brachte sämtliche Währungen – ausser dem US-Dollar – stark unter Druck und führten zusätzlich zu lange nicht gesehenen Inflationsraten.

Je stärker eine Währung durch all diese Massnahmen unter Druck gerät, desto mehr verlieren deren Nutzen ihren Glauben daran. Der Wertverlust einer Währung übt starken Einfluss Kapitalakkumulation, Handel und technologischen Fortschritt und Innovation aus. Je mehr Regierungen Einzelnen die Möglichkeit nimmt, Kapital zu akkumulieren, desto schwerer macht sie es diesen, Handel zu treiben und in fortschrittliche Technologien zu investieren. Im Grunde genommen zerstört der Fiat-Standard Ersparnisse und die Fähigkeit, für die Zukunft zu planen, um ein Zahlungsnetzwerk zu betreiben. Ausserdem rauben Staaten ihren Bürgern mit der stetigen Entwertung der lokalen Token, qualitative Lebenszeit. Selbst bei einer sogenannt «gesunden Inflation» von 2%, lässt sich leicht erkennen, was vom heute erwirtschafteten Token in 50 Jahren noch an Kaufkraft übrig bleibt …

Die deutsche Übersetzung und Quelle für diese Blog-Reihe des «fiat-standard» findest du bei Aprycot Media.

@BITpARTIKEL

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