Wozu ist Fiat gut?

FIAT-Standard, Vorwort

der fiat-standard | Kapitel 6 | Saifedean Amous
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Wer sich intensiv und tiefgreifend mit Fiat-Geld auseinandersetzt könnte dazu verleitet werden, sich ausschliesslich auf die vielen Nachteile und vorhersehbaren Probleme des Fiat-Systems zu konzentrieren. Doch dies wäre eindeutig zu einseitig, denn das Fiat-System stellt lediglich eine Evolutions-Stufe in der Jahrtausende alten Geschichte von Geld dar. Deshalb hatte Fiat-Geld zumindest vor rund 100 Jahren durchaus seine Berechtigung, weil es gegenüber dem Goldstandard einige Vorteile bot, welche in Kapitel 5 des Fiat-Standard beschrieben werden.

Ein guter Indikator für Geld ist dessen Verkäuflichkeit über die Zeit. Dies ist aber nicht der einzige Grund, weshalb die Welt vom Goldstandard abwich und staatliche Währungen bevorzugt wurden. Es war die überragende räumliche Verkäuflichkeit von Fiat, welche dieser Geldform den entscheidenden wirtschaftlichen und technologischen Impuls dazu gab, den Planeten im 20. Jahrhundert zu erobern. Ausserdem gab es noch weitere Vorteile, welche die Übernahme begünstigten: die Fähigkeit, Staatsausgaben zu finanzieren und der Schutz der Banken, die mit Teilreserven, Laufzeitinkongruenz und Weiterverpfändung arbeiten können. Wer versteht, weshalb die Fiat-Technologie förderlich für die Ziele von Regierungen und Banken ist, begreift auch deren massenhafte Verbreitung im 20. Jahrhundert.

Räumliche Verkäuflichkeit.

Geld ist die wirtschaftliche Lösung für das Problem der Koinzidenz von Bedürfnissen. Wenn Alice etwas von Bob kaufen möchte, Bob aber nicht das haben will, was Alice anbieten kann, wäre die einzige Lösung für beide ein indirekter Tausch. Dies würde bedeuten, dass Alice erst etwas kauft, was Bob braucht, um ihm danach dieses Gut für das von ihr benötigte zu verkaufen. Je mehr Güter es gibt, desto unvermeidlicher wird der indirekte Tausch. Dass einige Güter diese Funktion besser übernehmen können als andere versteht sich von selbst. Je besser ein Gut dazu geeignet ist, die Funktion des Tauschmittels zu erfüllen, desto verkäuflicher ist es. Je besser dieses Tauschmittel seinen Wert über die Zeit hält, desto besser ist es geeignet. Ein hochrangig verkäufliches Gut ist ein Gut mit einer beträchtlichen Markttiefe und Liquidität, welche es dem Benutzer ermöglicht, den vorherrschenden Marktpreis zu erzielen, wann immer er verkaufen möchte. Der 100-Dollarschein ist heute ein hochverkäufliches Gut. Weltweit wird er von Händlern weit mehr als jedes andere Zahlungsmittel akzeptiert. Es ist kein Problem für diesen Schein Waren eintauschen zu können und man wird ihn auch ohne jeglichen Abschlag los werden. Im Gegensatz dazu ist ein schwer verkäufliches Gut eines, dessen Nachfrage am Markt schwankend ist und es deshalb schwierig ist, dieses Gut zu verkaufen. Ein gutes Beispiel ist ein Haus, ein Auto oder andere langlebige Konsumgüter. Der Verkauf eines Hauses ist viel schwieriger als der Verkauf eines 100-US-Dollar-Scheins. Der Verkäufer muss unter Umständen einen erheblichen Preisnachlass gewähren, um das Haus schnell verkaufen zu können.

Karl Menger unterscheidet bei der Verkäuflichkeit zwischen Geldkurs und Briefkurs von verkäuflicher Ware, wobei der Geldkurs den Höchstpreis und der Briefkurs den Mindestpreis darstellt. Je grösser das Angebot, desto grösser die Spanne zwischen Angebots- und Nachfragepreis. Mit zunehmender Menge nimmt der Grenznutzen einer Ware ab, desto weniger eignet sich diese für die Rolle von Geld. Je geringer der Rückgang des Grenznutzens eines Gutes ist, desto weniger weitet sich die Geld-Breif-Spanne aus. Dies macht das Gut verkaufsfähiger und je verkaufsfähiger ein Gut ist, desto besser eignet es sich als Geld. Wir können uns Verkäuflichkeit anhand von drei Achsen vorstellen: Zeit, Raum und Massstab. Verkäuflichkeit über die Zeit hinweg misst die Fähigkeit eines Gutes, seinen Marktwert in die Zukunft hinein zu erhalten. Das Aufkommen von Gold als weltweit anerkanntes Geld war kein Zufall, sondern in der Tatsache begründet, dass Gold von allen Metallen das höchste Bestand-zu-Produktions-Verhältnis aufweist. Dies bedeutet, dass das Angebot von Gold am wenigsten elastisch auf Nachfrage- und Preisschocks reagiert. Es ist also bei stark ansteigender Nachfrage nicht möglich schnell grössere Mengen an Gold zu fördern, egal, welche Technologien die Minenbetreiber dabei einsetzen. Goldreserven haben sich dank der physischen Unveränderlichkeit von Gold über viele Tausend Jahre hinweg angesammelt. Bei den meisten anderen Metallen belaufen sich die vorhandenen Bestände auf kaum mehr als die Produktionserzeugnisse einiger Jahre. Sobald die monetäre Nachfrage den Preis dieser Metalle steigen lassen, können Bergbauunternehmen die Produktion entsprechend erhöhen und so die Bestände erheblich vergrössern. Gold ist das einzige unveränderliche Metall. Alle anderen unzerstörbaren und seltenen Metalle, einschliesslich Platin, Paladium oder Titan, wurden erst in den letzten Jahrhunderten entdeckt. Deshalb konnten bis heute viel weniger Reserven angelegt werden. Diese Diskrepanz der historischen Vorteile bedeutet, dass Nichtgoldmetalle ein viel geringeres Bestand-zu-Produktion-Verhältnis aufweisen. Silber hat das zweithöchste Bestand-zu-Produktion-Verhältnis, deshalb spielte es in der Vergangenheit ebenfalls eine wichtige Rolle als Zahlungsmittel, insbesondere für Transaktionen mit geringerem Wert.

Verkäuflichkeit über den Raum hinweg kann als die Verringerung des Marktpreises gemessen werden, welche dem Verkäufer aufgrund der Entfernung zwischen ihm und dem Käufer entsteht. Ein Haus ist überhaupt nicht über Raum verkäuflich, da ein Transport das Gebäude zerstören würde. Die räumliche Verkäuflichkeit von sperrigen Gütern ist gering, da hohe Transportkosten entstehen. Räumliche Verkäuflichkeit hilft uns, den Erfolg von monetären Metallen zu die monetäre Überlegenheit von Gold gegenüber anderen Metallen zu verstehen.

Menschen, die einheitliche, leicht zu transportierende Münzen verwenden, wussten, dass die Reinheit der Münzen relativ leicht zu überprüfen war, was eine grössere geografische Verbreitung und eine bessere Verkäuflichkeit über den Raum hinweg ermöglichte. Der römische Aureus wurde aufgrund seiner Prägung und einheitlichen Reinheitsgehalts und Gewichts zum ersten weltweit akzeptierten Geld.

Der hohe Wert von Gold pro Gewichtseinheit machte den Transport von Gold billiger als jenen von Silber. Im 19. Jahrhundert war das Wertverhältnis 15:1, heute liegt es bei etwa 70:1, was eine Ladung bei Bezahlung mit Gold weitaus leichter macht als mit Silber, Kupfer oder Eisen. Mehr Wert bei geringerem Gewicht und die Unzerstörbarkeit führte letztlich zu einer Währung, die billiger zu transportieren war. Käufer mussten also mit einem geringerem Wertverlust rechnen, wenn die Währung für Transaktionen über weite Strecken verwendet wurde. Dennoch nimmt auch der Wert einer Goldmünze mit der Entfernung ab, da die Kosten für den Transport der Münze steigen. Körperlichkeit bedeutet immer eine Verringerung des Wertes, sobald sie räumlich versendet wird. Obwohl sich die Transportmittel veränderten und der Preis für den Transport sank, blieb Gold zwar weiterhin das verkäuflichste Gut aber es war bald nicht mehr schnell genug um einzelne Handelsgeschäfte international schnell genug abzuwickeln. Dieses Problem lösten die Banken mit einem System der Freigabe und Verrechnung untereinander, sodass den Kunden die Transaktionskosten erspart blieben. Wenn Alice also etwas bei Bob kaufen wollte, wurde das Gold nicht zwischen den Banken transferiert, Bank A buchte den entsprechenden Betrag einfach bei Alice ab und erteilte Bank B Freigabe für die Auszahlung. So können Hunderte wenn nicht Tausende Transaktionen stattfinden, bevor es zu einer endgültigen Verrechnung kommt.

Um Gold so schnell zu transportieren, wie die modernen Transportmittel Waren transportieren, wurde es zunehmend in Tresoren gelagert und Finanzinstitute und Privatpersonen handelten lediglich mit Ansprüchen auf dieses von Banken gehaltene Gold. Mit der Zeit wurde Gold immer weniger bewegt und es wurde nur noch zu einer Verbindlichkeit der Finanzinstitute. Je effizienter dieses System, desto weniger musste das Gold bewegt werden und desto niedriger wurden die entsprechenden Transportkosten. Dies wurde aber zum Preis von stärkerer Unsicherheit und schlechterer Überprüfbarkeit des Finanzsystems «erkauft». Dies führte letztlich dazu, dass Banken damit begannen, mehr Versprechen auf ihre Goldreserven zu verkaufen, als ihnen zur Verfügung standen (Teilreserve-Bankensystem). Da eine physische Goldmünze nur eine sehr geringe räumliche Verkäuflichkeit aufweist, muss man gerade bei internationalem Handel die zentralisierten Dienste einer Zentralbank in Anspruch nehmen. Je mehr diese Dienste in Anspruch genommen wurden, desto mehr konnten diese Banken ihre Goldverbindlichkeiten aufblähen.

Obwohl Gold zeitlich sehr gut verkäuflich ist, ist seine räumliche Verkäuflichkeit im Vergleich zu Fiat-Geld sehr gering.

Hohe Transportkosten führen zu einem erheblichen Wertverlust, wenn das Gut über den Raum gehandelt wird. Weiches Geld verliert zwar über Zeit ebenfalls seinen Wert. Es darf aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass der Wert einer Unze Gold welche durch die Welt versandt wird, aufgrund seiner hohen Transportkosten, ebenfalls einen erheblichen Teil seines Wertes verliert. Zentralbanken, Politiker und Regierungen haben kein Interesse an hartem Geld, welches sich leicht räumlich verkaufen lässt. Hartes Geld, welches zur Abrechnung physische Banken benötigt, ist immer der Gefahr ausgesetzt, von Regierungen beschlagnahmt oder durch staatliches Fiat-Geld ersetzt zu werden. Dies lässt den Schluss zu, dass eine geringe räumliche Verkäuflichkeit von Gold und Fiat-Geld kein Mangel, sondern beabsichtigt ist.

Der Dollar und in einer gewissen Weise auch der Euro sind die einzigen Währungen mit einer verhältnismässig leichten räumlichen Verkäuflichkeit. Dies erklärt, weshalb die internationale Nachfrage nach dem US-Dollar stetig steigt, während beinahe sämtlichen anderen Währungen um ihren Werterhalt kämpfen.

Räumliche Verkäuflichkeit von Gold.

Die Verkäuflichkeit von Gold über den Raum lässt sich am besten über die Kosten des Transportes eines Good-Delivery-Goldbarrens über den Atlantik berechnen. Die Wahl dieses Barrens ist sinnvoll, weil es sich dabei um die traditionelle Standardberechnungseinheit für den internationalen Handel zwischen Finanzinstituten im Rahmen des Goldstandards handelt. Diese Barren werden auch heute noch als Abrechnungseinheit zwischen Finanzinstituten und Privatpersonen für die Goldabrechnung verwendet. Es handelt sich also um den Goldstandard der Goldbarren. Er wiegt etwa 12,5 kg und hatte 2021 einen Marktwert von ungefähr 750’000 US-Dollar. Wäre die Welt noch in einem internationalen Goldstandard, würde wohl in dieser Einheit abgerechnet. Die Tatsache, wie teuer der Transport eines solchen Goldbarrens ist, ist wohl der Grund, weshalb es keinen Goldstandard mehr gibt. Die staatlichen Beschränkungen eines freien Goldverkehrs mögen ein Grund für den Erfolg von Fiat-Geld sein. Dies aber als einzigen Grund zu nennen greift wohl zu kurz, denn hätte Gold tatsächlich auch eine hohe räumliche Verkäuflichkeit, würde es sich auch ohne staatliche Unterstützung als monetäres Tauschmittel durchsetzen. Als 1919 der erste Weltkrieg zu Ende ging, orderte die Bank of England einen Teil ihrer Goldreserven aus Kanada zurück. Als Transportpreis wurde 2 US-Dollar pro 1000 US-Dollar transportiertem Gold festgelegt. Dies bedeutet, dass der Transport von Gold über den Atlantik in den letzten Tagen des Goldstandards etwa 0,2% des Transaktionswertes betrug. Doch oft gestaltete sich der Transport um einiges komplizierter und es gingen auch ganze Schiffsladungen verloren. Wie im Fall von 1917, als 3’211 Goldbarren von Liverpool nach USA transportiert werden sollten und das Schiff kurz vor Kanada sank, weil es auf eine Mine aufgelaufen war. In den folgenden sieben Jahren nach dem Vorfall konnten zwar bis auf 25 Barren sämtliche Goldreserven wieder geborgen werden. Drei weitere Barren wurden später in den 30ern noch geborgen. Die restlichen 22 Goldbarren blieben aber bis heute unauffindbar. Die Kosten für die Bergung der restlichen Barren betrug etwa 3% der Gesamtkosten (128’000 Pfund).

Ein Jahrhundert später beschloss Deutschland einen grossen Teil seines Goldes aus Paris und den USA zurückzuführen. Es handelte sich um 54’000 Goldbarren von je 12,5 kg Gewicht. Die Kosten beliefen sich auf etwas 9,1 Mio. US-Dollar. Die Kosten für einen einzelnen dieser Barren über den Atlantik belaufen sich auf etwa 3’000 US-Dollar. Dies wäre bei einem aktuellen Preis von ca. 750’000 US-Dollar etwa 0,5% seines Wertes, würde etwas zwei bis drei Tage dauern und würde keine Prüfung des Goldgehaltes (einschmelzen und neu giessen) mit einschliessen. Diese drei Messdaten lassen schlussfolgern, dass der Transport von einer bedeutenden Menge Gold zwischen 0,05 und 0,5% kostet.

Da nur Zentralbanken in der Lage waren, solche internationalen Geschäfte abzuwickeln, übernahmen Fiat und die politischen Dekrete dieser Finanzinstitute die Rolle des Geldes. Als direkte Folge des zentralisierten Systems internationaler Geldtransporte erlangten Regierungen und Zentralbanken eine noch nie dagewesene Macht zur Gestaltung der Gesellschaft.

Räumliche Verkäuflichkeit von Fiat

Fiat-Transaktionen erfordern nur wenige physische Transporte, da sie inzwischen grösstenteils aus Kreditverpflichtungen , also aus immateriellen Kassenbuch-Einträgen in Bilanzen bestehen. Der Anteil an Bargeldtransaktionen, wo sich Fiat-Geld also physisch bewegt wird immer kleiner und wird bald schon komplett verschwinden. Corona hat sogar traditionelle Bargeld-Länder wie die Schweiz oder Deutschland leider zum Umdenken gebracht. Inzwischen werde ich schon schräg angeschaut, wenn ich die Fahne des Bargeldverkehrs hochhalte. Ist das Bargeld erst einmal weg, ist es auch vorbei mit unserer Privatsphäre …

Wenn ich als Privatperson eine internationale Zahlung tätigen will, muss ich diese über das SWIFT-System tätigen und werde finanziell über den gesamten Prozess durchleuchtet und ausspioniert. Da es sich um ein Nachrichtenübermittlings-System handelt, werden also auch lediglich Informationen (private Daten) ausgetauscht. Geld fliesst dabei keines. Dabei fallen bei «Transaktionen» über den Atlantik Gebühren von zwischen 10 bis 50 Dollar an und der gesamte Prozess dauert zwischen 2 bis 5 Arbeitstage, bis der Empfänger sein Geld erhält. Die endgültige Abrechnung zwischen den beteiligten Banken kann noch erheblich länger dauern, da diese von den jeweiligen Beziehungen unter den jeweiligen Banken abhängt. Antonopolus beschreibt auf Twitter einen Fall, wo er in Deutschland für einen Vortrag bezahlt werden sollte und Wochen auf die finale Transaktion warten musste, weil seine Bank kein Vertrauen in die Deutsche Bundesbank hatte.

Bei Fiat-Zahlungen mit Kreditkarte sind noch mehr zwischengeschaltete Stellen beteiligt. Während die eigentliche Zahlung innert Sekunden abgewickelt werden kann und die Intermediäre dabei eine Gebühr zwischen 1 bis 3% des Nennwertes der Transaktion einstreichen, kann die endgültige Abrechnung Monate in Anspruch nehmen. Dies bedeutet, dass die Endabrechnung in Fiat nicht unbedingt schneller sein muss als der Versand von physischem Gold. Die Transaktion von Fiat ist aber erheblich billiger, da es sich letztlich nur um die Übermittlung elektronischer Daten handelt. Da sich Zahlungen im Verlauf des Goldstandards vermehrt in Form von Krediten und nicht mehr als Bargeldabrechnung abwickeln liessen, wurden die Zahlungskanäle der Zentralbanken (SWIFT) immer wichtiger als Teil der monetären Infrastruktur. Das diese Finanzinstitute kein Interesse daran hatten, den Goldstandard aufrecht zu erhalten, scheint im Nachhinein nur naheliegend, da es auch die Fähigkeit für die Zukunft zu sparen kompromitierte.

Die Technologie des Fiat-Geldes ist für Regierungen und Banken von grossem Nutzen. Aber es war die räumliche Verkäuflichkeit des Fiat-Geldes, welche es ihnen ermöglichte, es für ihre eigenen Zwecke auszunutzen.

Räumliche Verkäuflichkeit ist der Schlüssel zum Verständnis der Entwicklung und des Überlebens des Fiat-Geldsystems. Und es ist die räumliche Verkäuflichkeit, seine politische Unabhängigkeit und seine wertspeichernde zeitliche Verkäuflichkeit, welche Bitcoin in Konkurrenz zu Gold und dem Fiat-Geldsystem treten lässt.

Profitabilität der Banken.

Eine weitere Killeranwendung des Fiat-Systems ist die Ermöglichung des Teilreserve-Bankensystems. Das heisst, die Fähigkeit, Einlagen auf Abruf bereit zu halten, ohne über die entsprechenden Barreserven zu verfügen. Das Fiat-System ermächtigt Banken und politisch legitimierte Finanzinstitute dazu, Kredite und Einlagen an Kunden zu vergeben, welche deren Bargeld- oder Goldreserven um ein vielfaches übersteigen. Dieses System ist sowohl für Regierungen als auch für Banken unglaublich profitabel, bei praktisch null Risiko, da sie stets davon ausgehen dürfen, von der Zentralbank und damit vom Steuerzahler gerettet zu werden, da Zentralbanken jederzeit die Gelddruckmaschine anwerfen können. Banken können sehr einfach mit diesem Teilreservesystem wirtschaften, so lange die kritische Masse an Kunden nicht erreicht wird, welche ihr Geld nicht von deren Konten abheben will. Grundsätzlich kann man aber davon ausgehen, dass sämtliche Banken auf dieser Welt sofort pleite gehen würden, sollten sich morgen alle Kunden entscheiden, sich ihre Guthaben physisch auszahlen zu lassen.

Präsident Woodrow Wilson unterzeichnete 1913 den «Federal Reserve Act» als Folge der Finanzkrise 1907, wo Finanzinstitute aufgrund ihrer Teilreserve in eine Liquiditätskrise stürzten. In diesem Vertrag wurde festgelegt, dass es mit der FED einen Kreditgeber der letzten Instanz braucht, um von Insolvenz bedrohten Banken aus dem Schlamassel zu helfen und so künftige Finanzkrisen zu verhindern oder zumindest abzufedern. Folgende zwei Gründe wurde von den Befürwortern für die Einrichtung von Zentralbanken ins Feld geführt:

  • Schutz des Bankensystems vor Bankenstürmungen oder Finanzkrisen.
  • Stabilisierung des Wertes des US-Dollars

Das sich diese beiden Gründe im direkten Widerspruch befanden viel damals nur wenigen Ökonomen wie beispielsweise Friedrich Hayek auf. Das Ziel, den Wert von Bargeld zu schützen, geriet zwangsläufig in Konflikt mit dem Ziel, Banken vor einem Bankensturm zu schützen, wobei Zentralbanken fast immer das Finanzsystem auf Kosten des Wertes der Währung begünstigt haben. Der Fiat-Standard und die Tatsache, einen Kreditgeber der letzten Instanz zu haben, waren ein grosser Segen für das globale Bankensystem und mit dem «Federal Reserve Act» erhielten Banken eine Lizenz zur Geldschöpfung aus dem Nichts, mit einem Schutz, welcher sie vor allen Folgen schützt.

Ist das Teilreserve-Bankwesen für eine wachsende Wirtschaft notwenig?

Nun, würde man den Keynesianern Glauben schenken, ist das Teilreserve-Bankenwesen für eine gesunde und wachsende Wirtschaft unerlässlich. Denn je mehr Kredite diese vergeben, desto mehr Fiat-Geld wird geschöpft, mit welchem mehr Projekte unterstützt und die Arbeitslosigkeit bekämpft werden kann. Das Problem mit dieser Logik ist, das gleiche wie bei allen inflationistischen Argumenten: Geld und Kredit sind an sich keine produktiven Güter. Sie stellen lediglich Quittungen dar, um damit produktive Güter zu erwerben.

Die Erhöhung von Geld- oder Kreditangebot erhöht nicht das Produktionsangebot einer Volkswirtschaft ebenso wenig, wie die Erhöhung von Eintrittskarten für ein Fussballspiel nicht die Kapazität des Fussballstadions erhöht.

So etwas wie einen Mangel an Geld oder Krediten kann es nicht geben. Die Nachfrage an Geld ist immer höher, als das Angebot, weil die Menschen immer mehr begehren, als sie produzieren, weil Begehren immer einfacher ist als das Produzieren aber die Schöpfung von Geld, um diese Wünsche zu befriedigen trägt nichts zu deren Produktion bei. Das Teilreserve-Bankensystem ist eine Form der zentralen Planung, welche die Gesellschaft insgesamt verarmen lässt, aber Banken und politisch verbundene Personen bereichert.

Kann das Teilreserve-Bankenwesen in einem freien Markt überleben?

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: NEIN. Das Teilreserve-Bankenwesen wird für das Funktionieren einer Volkswirtschaft nicht benötigt, obwohl es weltweit weit verbreitet ist. Aber weshalb macht es den Anschein, dass dieses System so erfolgreich scheint. Hier muss die Rolle der Zentralbank als Instanz des letzten Kreditgebers durchleuchtet werden. In einem freien Markt ohne Kreditgeber der letzten Instanz könnte eine Bank nicht gleichzeitig Kredite mit den Einlagen seiner Kunden vergeben. Denn würde der Einleger sein gesamtes Geld einfordern, während der Kreditnehmer Teile dieser Einlagen in Form von Krediten hält, hätte die Bank ein Problem. Da Banken aber nicht nur einen Kreditnehmer oder Einleger sondern viele davon hat, wird das Problem auch immer grösser, je mehr Kredite sie vergibt.

Dieses Problem kann auf verschiedene Arten abgeschwächt werden. Zum einen kann die Bank Abhebungen nach dem Windhundprinzip abarbeiten, bis sie kein Geld mehr hat. Oder sie kann das Problem auf ihre Kunden umverteilen, indem sie einen prozentualen Abschlag von jedem Kundenguthaben jedes Einlegers vornimmt, bis die Gesamtreserven der Bank der Summer der neu angepassten Guthaben entspricht. In beiden Fällen geht die Bank ins Vollreservebanking über und alle Kunden könnten ihr Guthaben gleichzeitig abheben. Beiden Verfahren hätten den Konkurs der Bank zur Folge. Obwohl beide Optionen sowohl für die Bank als auch für die Einleger verhängnisvoll wäre, wäre es immer noch die gesündeste Form mit diesem Problem umzugehen und es hätte für beide Parteien einen heilenden Lerneffekt.

Die alternative Option, welche im letzten Jahrhundert eingeführt wurde, ist die Schaffung einer staatlich beauftragten Zentralbank, die der in Schwierigkeiten geratenen Bank «Liquidität bereitstellt», damit sie ihren Verpflichtungen gegenüber den Einlegern nachkommen kann. Da die Zentralbank nun das Monopol auf die Ausgabe von Geld hat, kann sie die Verpflichtungen der Bank effektiv monetisieren und das Risiko der rücksichtslosen Handlungen der Bank auf alle Inhaber der Landeswährung abwälzen, nicht nur auf die Einleger der Bank. Banken mit vollständigen Reserven werden im Vergleich unrentabel, da sie die Last eines verantwortungsvollen Risikomanagements tragen, was ihre Profitabilität im Vergleich zu ihren Gegenspielern mit funktionierenden Reserven einschränkt.

Teilreserve-Schattenbankwesen.

Das Banken ihr exorbitantes Privileg des staatlichen Schutzes vor dem Scheitern nicht missbrauchen würden, ist undenkbar. Natürlich würden sie auf der Suche nach Gewinnen bis an Grenzen gehen, wohl wissend, dass ein staatlich unterstützter Kreditgeber der letzten Instanz bereit ist, sie zu retten. Wer das nicht sehen will, verschliesst die Augen vor der menschlichen Natur und der Art und Weise, wie Menschen auf grundlegende Anreize reagieren. Das Schattenbankenwesen ist das schmutzige, kleine Geheimnis, welches der Bankensektor nutzt, um Finanzvorschriften zu umgehen. Wobei in letzter Instanz immer und ausnahmslos die FED erreicht, was sie will, da bei ihr die Fäden zusammenlaufen.

Zum Schattenbankwesen gehören Investmentbanken, Hypothekengesellschaften, Geldmarktfonds, Märkte für Rückkaufsvereinbarungen, foderungsbesicherte Wertpapiere, Verbriefungsvehikel und weitere, obskure Finanzinstrumente. Politiker und die FED haben mit dem Begriff «too big to fail» die Idee der Systemrelevanz ins Leben gerufen, unter dessen Vorwand sie immer wieder Finanzinstitute retteten, welche ein zu riskantes Verhalten an den Tag legten. Stets wird der Gesellschaft vorgegaukelt, dass diese Firmen zu gross und systemrelevant und zu eng mit der Wirtschaft verflochten seien, als dass man sie für ihr rücksichtsloses Verhalten fallen lassen könnte. Die letzten grossen Fälle sorgten 2009 für eine weltweite Finanz- und Immobilienkrise und selbst der Schweizer Steuerzahler musste tief in die Taschen greifen, um den sogenannt systemrelevanten Bankensektor zu retten. Dass dabei niemand ausser die Bevölkerung Verantwortung übernehmen musste, zeigt, dass diese Finanzinstitute kaum Lehren daraus gezogen hatten und weitermachten, wie gehabt. Anders sind solche beinahe Pleiten wie jüngst bei der CS nicht zu deuten.

Die Botschaft all dieser Institute ist immer, wir wurden dazu ermutigt, zu gross zum Scheitern zu werden, deshalb sind wir übermässige Risiken eingegangen. Da bei solchen Rettungsaktionen auch stets die Vermögenspreise zerfallen, passen die Zentralbanken jeweils die Leitzinsen nach unten an. Was in den vergangenen Jahren sogar bis zu einem negativen Leitzins führte. Diese politisch motivierten Manipulationen der Geldpolitik ermöglicht es grossen Unternehmen, zu günstigen Konditionen Kredite aufzunehmen, um sich zu retten. Immer wieder wiederholen die FED und die restlichen Zentralbanken dieses Muster, um mit diesen Aktionen gut vernetzte Insider vor den Folgen ihres unbesonnenen und unverantwortlichen Handelns zu schützen. Investoren und Gläubiger haben so die Möglichkeit, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren. Seit 1990 flossen von Einzelpersonen und Gruppen welche mit dem Finanzsektor verbunden waren bis zu zwei Milliarden Dollar in die Wahlkassen der jeweiligen Kandidaten.

Wer nun denkt, dass das Teilreserve-Bankenwesen in Bezug auf Bankreserven kompliziert wäre, so ist das nichts im Vergleich zu der Komplexität, die mit der Durchführung des Teilreserve-Bankwesens für sämtliche finanziellen Vermögenswerte und Instrumente des Schattenfinanzsystems verbunden ist.

Die deutsche Übersetzung und Quelle für diese Blog-Reihe des «fiat-standard» findest du bei Aprycot Media.

@BITpARTIKEL

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