der fiat-standard | Kapitel 7 | Saifedean Amous
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Während in den ersten sechs Kapiteln einiges über das Fiat-Geldsystem im allgemeinen zu erfahren war, folgen nun einige Kapitel in welchen der Autor die Einflüsse von Fiat in sämtliche gesellschaftlichen Bereiche wie Wirtschaft, Ernährung, Wissenschaft, Bildung und Familie durchleuchtet. Es ist Natur der Sache, dass der Mensch mit der Natur umgehen lernen muss. Um zu überleben, muss er täglich Nahrung auftreiben. Jedes Lebewesen muss dass und dabei auch schauen, dass es selber nicht zu Nahrung wird.
Als Geldsystem, dessen konstituierende Einheiten für Regierungen leicht herzustellen sind, stört Fiat diese natürliche Ordnung, da es die Verbindung zwischen Arbeit und Belohnung aufhebt. Anstatt dass der Markt dem Einzelnen eine Belohnung für seine Arbeit bietet, die der Wertschätzung dieser durch andere entspricht, macht Fiat-Geld monetäre Belohnung in hohem Masse von politischem Gehorsam und Verbindungen abhängig. Anstatt zu lernen produktiv zu sein, lehrt Fiat-Geld, Politik zu machen. Anstatt dass Arbeit aufgrund ihrer Produktivität belohnt wird, wird sie aufgrund von künstlichen Statusspielen belohnt.
Zentral gelenkte und geplante Geldsysteme sind marktverzerrend. Letztlich ist die Hälfte eines jeden wirtschaftlichen Handels eine Transaktion. Geld ist ein Medium für Kommunikation. Gewinn und Verlust sind Signale, die dafür sorgen, dass produktive Unternehmen überleben und diejenigen, die unproduktiv sind, ihr Ressourcen verlieren und sie somit nicht mehr verschwenden. In einer soliden Geldwirtschaft kann ein Unternehmen nur überleben, wenn es etwas von Wert für andere produziert. Wird Geld von der Regierung kontrolliert, wird dieser Prozess pervertiert und der Gewinn-und-Verlust-Mechanismus sabotiert. Unproduktive, aber politisch begünstigte Unternehmen können jahrzehntelang überleben und weiterhin Ressourcen verschwenden, während produktive und politisch in Missgunst gefallene Unternehmen in Konkurs gehen können. Indem eine Regierung die Monopolwährung abwertet, zwingt sie im Grunde jeden, seine Zeipräferenz zu erhöhen.
Fiat-Zeitpräfernz.
Geld als Technologie ist eng mit unserer Zeitpräferenz verwoben, d.h. mit dem Grad, zum dem wir die Zukunft abwerten. In dem Masse, in dem die Menschen die Fähigkeit entwickeln, wirtschaftliche Güter für die Zukunft zu speichern, steigt auch ihre Fähigkeit, für ihre Zukunft vorzusorgen. Mit zunehmender wirtschaftlicher Raffinesse können die Menschen dauerhafte Konsumgüter entwickeln, die sie über einen längeren Zeitraum hinweg aufbewahren und nutzen. Indem sie Geld zur Abwicklung von Geschäften nutzen, kann es auch gespart werden, um wirtschaftlichen Wert in die Zukunft zu übertragen. Je besser wir in der Lage sind, für die Zukunft vorzusorgen, desto mehr werden wir uns ihrer bewusst und können entsprechend planen.
Der Prozess der Senkung der Zeitpräferenz ist untrennbar mit Geld verbunden. Der Besitz von Geld ermöglicht es den Menschen, Konsum aufzuschieben und dafür etwas zu empfangen, das seinen Wert behält und leicht umgetauscht werden kann. Die Geschichte des Geldes ist eine natürliche Entwicklung von einfacheren zu härteren Medien im Laufe der Zeit. Salz, Vieh, Glasperlen, Kalkstein, Muscheln, Eisen, Kupfer und Silber wurden zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten als Geld verwendet aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts war praktisch die ganz Welt an einen Goldstandard gebunden. Im Laufe der Geschichte war Geld tendenziell immer das am schwierigsten zu produzierende Gut. In dem Masse, in dem sich weicheres zu einem härteren Tauschmittel entwickelt, wird die Zeitpräferenz der Menschen auf natürliche Art abnehmen, da ihre Diskontierung der Zukunft abnimmt. Ohne Geld wäre es schwieriger, Konsum in die Zukunft zu verlegen und zu sparen, weil die Güter mit der Zeit an Wert verlieren könnten. Geld erhöht auf natürliche Art den erwarteten zukünftigen Wert aufgeschobenen Konsums, verglichen mit einer Welt ohne Geld. Dies schafft Anreize für die Zukunftsvorsorge. Je besser das Geld seinen Wert in der Zukunft erhält, desto zuverlässiger kann der Einzelne mit diesem Geld für die Zukunft vorsorgen und desto geringer ist die Ungewissheit über sein zukünftiges Leben. Wenn die Menschen die Zukunft mehr schätzen, beginnen sie, in deren Verbesserung zu investieren. Ihre Handlungen werden im Hinblick auf deren Folgen in einem immer längeren Zeitrahmen ausgeführt. Menschen beginnen zu kooperieren und zusätzlichen wirtschaftlichen Wert zu schaffen. Die materiellen Lebensbedingungen verbessern sich mit der Zeit, und nachfolgende Generationen haben einen besseren Lebensstandard als ihre Vorfahren.
Leider sind wir gerade dabei, diese Entwicklung ins Gegenteil zu verschieben, indem die Illusion von Fiat-Papiergeld immer weicher wird, der Mittelstand wegbricht und seit einigen Jahrzehnten kontinuierlich Wohlstand und Ersparnisse vernichtet werden.
Die Entwicklung hin zu härterem Geld mit besserer Verkäuflichkeit über Raum und Zeit hinweg kann als ein Beitrag zum epochalen Rückgang der Zeitpräferenz angesehen werden, da sie den Menschen eine bessere Spartechnologie ermögliche, die Zukunft für sie weniger ungewiss machte und sie somit dazu veranlasste, diese weniger abzuzinsen. Mit dem Goldstandard des späten 19. Jahrhunderts hatte ein grosser Teil der Welt Zugang zu einer Form von Geld, die ihren Wert bis weit in die Zukunft hinein behalten konnte und gleichzeitig immer einfacher über den ganzen Erdball zu transferieren war.
Es ist kein Zufall, dass die Industralisierung, die herausragendsten Erfindungen und die innovativsten technologischen Fortschritte mit dem auslaufenden 19. Jahrhundert zusammenfallen und dass während dem gesamten 20. Jahrhundert (dem Jahrhundert der grossen Kriege) kaum mehr revolutionäre Neuigkeiten mehr erfunden wurden. Sogar das Internet, könnte man als Weiterentwicklung der Telefonie betrachten.
Mit der Möglichkeit, in hartem Geld zu sparen, wird jeder ständig dazu verleitet, zu sparen, also dem gegenwärtigen Konsum weniger Gewicht, eine niedrigere Zeitpräferenz einzuräumen. Die Umstellung auf ein weicheres Geldmedium im 20. Jahrhundert hat diesen jahrhundertealten Prozess der allmählichen Verringerung der Zeitpräferenz umgedreht. Anstatt einer Welt, in der fast jeder Zugang zu einem Wertaufbewahrungsmittel hatte, dessen Angebot nur um etwa 2% pro Jahr erhöht werden konnte, bescherte uns das 20. Jahrhundert ein Sammelsurium von staatlich bereitgestellten Abscheulichkeiten von Währungen, die nur in den besten Fällen mit 6 bis 7% wuchsen und in der Regel ein zweistelliges und gelegentlich sogar ein dreistelliges prozentuales Geldmengenwachstum erreichten. Anstatt von einer Wertsteigerung des Geldes zu profitieren, versetzte Fiat die Menschen des 20. Jahrhunderts in weitaus primitivere Zeiten zurück, in denen Werterhaltung in der Zukunft unsicher und der Wohlstand voraussichtlich sinken würde, wenn er überhaupt erhalten blieb. Diese Unsicherheit führt zu einer starken Diskontierung der Zukunft, also einer höheren Zeitpräferenz in die Gegenwart.
Warum den Konsum heute aufschieben, wenn man nicht weiss, was morgen mit seinem Vermögen geschieht? Dies wird insbesondere in Regionen oder Ländern mit Hyperinflation sichtbar. Ein Blick in den Libanon, nach Simbabwe oder Venezuela reicht, um zu begreifen, welche Auswirkungen es auf den Lebensstandard solcher Volkswirtschaften hat, wenn der Wertzerfall der lokalen Währung zu einem täglichen Überlebenskampf wird und die Möglichkeit zur Flucht in einen verlässlichen Wertspeicher verwehrt oder blockiert wird. In Ländern mit Hyperinflation geht die Sorge in die Zukunft komplett verloren und wird durch den täglichen Ûberlebenskampf ersetzt. Das Geld wird sofort ausgegeben. Da die Zukunft dermassen diskontiert wird, verlieren die Menschen die Motivation umsichtig oder gesetzestreu zu leben. Die Gesellschaft wird rücksichtsloser und kriminell.
Die unmittelbarste Auswirkung des Rückgangs der Fähigkeit des Geldes Wert im Laufe der Zeit zu erhalten, ist ein Anstieg des unmittelbaren Konsums und ein Rückgang des Sparens.
Eine Entwicklung, welche sich inzwischen auch bereits in unseren Breitengraden, insbesondere in jungen Generationen aber auch in Unternehmen bemerkbar macht. In Ländern mit hoher Inflation wird das Geld bereits Anfang Monat für Lebensmittel ausgegeben (siehe Türkei), weil man nicht sicher sein kann, ob es Ende Monat noch fürs Überleben reicht.
Die Kultur des Geltungskonsums, die unseren Planeten heute durchdringt, kann nur durch die verzerrten Anreize verstanden werden, die Fiat-Geld rund um Konsum schafft. Da Geld ständig an Wert verliert, wird das Aufschieben von Konsum und Sparen einen negativen Erwartungswert haben. Der Weg des geringsten Widerstands, der Weg, der die gesamte Kultur der Fiat-Gesellschaft durchdringt, besteht darin, sein gesamtes Einkommen zu konsumieren und von Gehaltscheck zu Gehaltscheck zu leben.
Mit hartem Geld welches an Wert gewinnt, werden die Besitzer dieses Geldes automatisch wählerischer, wofür sie es ausgeben, da die Opportunitätskosten mit der Zeit steigen. Weshalb einen minderwertigen Tisch, ein minderwertiges Hemd oder Haus kaufen, wenn man eine Weile warten und zusehen kann, wie sich die Ersparnisse vermehren, um ein besseres Produkt zu kaufen? Wenn ihnen aber das Geld Löcher in die Taschen brennt, werden die Verbraucher weniger wählerisch, was die Qualität der gekauften Waren angeht. Minderwertige Ware wird zu einem vernünftigen Angebot, wenn die Alternative darin besteht, Geld zu halten, das mit der Zeit an Wert verliert, so dass man lediglich ein noch minderwertigeres Produkt damit erwerben kann. Selbst minderwertige Tische, Häuser oder Hemden werden ihren Wert besser halten, als eine fortlaufend entwertende Fiat-Währung.
Fiat-Architektur.
Die hohe Zeitpräferenz von Fiat wird vielleicht am deutlichsten wenn man sich das langlebigste Konsumgut der Menschen ansieht: Gebäude. Während industrielle Technologie das Bauen billiger und einfacher gemacht hat als je zuvor, ist die Qualität von Gebäuden weltweit zurückgegangen.
Aus Gesprächen mit Bauunternehmern oder Freunden und Bekannten welche selber bauten erfuhr ich immer wieder, wie die Qualität im Baugewerbe selbst in der Schweiz stetig schlechter wird. Auch aus eigener Erfahrung kann ich dies mittlerweile bestätigen. Auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie bin ich inzwischen auf einige Bauruinen aus den 00er Jahren des 21. Jahrhunderts gestossen, welche bereits nach 10 bis 20 Jahren einer Totalsanierung bedurften.
Wenn die Zeitpräferenz steigt, nimmt die Diskontierung der Zukunft zu, und der Wert eines Hauses, das viele Jahrzehnte überdauert, sinkt deutlich. Während dies passiert, hat sich die Architektur von der Optimierung der Qualität und Langlebigkeit hin zur Optimierung der gegenwärtigen Kostenreduzierung entwickelt. Unter dem Goldstandard wurden langlebige Häuser gebaut. Aber als auch in der Schweiz dieser Goldstandard Anfang/Mitte der 90er Jahre abgeschafft wurde, nahm auch die Qualität der Bausubstanz hierzulande kontinuierlich ab. Insgesamt ist die Architektur des 20. Jahrhunderts hässlicher und kurzlebiger als jene des 19. Man könnte meinen, dass dies so ist, weil die modernen Häuser wirtschaftlicher sind. Dies ist aber wohl nur der Fall, wenn man die Zukunft stark abzinst. Kurzfristig mag es billiger sein ein dieser modularen Häuser zu bauen. Langfristig ist dies aber teurer, wenn man die Instandhaltungskosten mit einrechnet, um es betriebsfähig zu halten. Ausserdem muss es viel früher abgerissen und ersetzt werden als Häuser aus dem 19. Jahrhundert. Dies macht insbesondere ein Spaziergang durch Städte ersichtlich in welchen Bauten aus beiden Jahrhunderten zu sehen sind. Die Jahrtausende alte Tradition der klassischen Architektur wurde nicht durch moderne Abscheulichkeiten ersetzt, weil Letztere billiger waren, sondern einfa, weil sie ihre Kosten in die Zukunft verschieben.
Fiat-Kapitalvernichtung.
Die starken Anreize des Fiat-Systems zur Kreditschöpfiung machen die Kreditaufnahme für die meisten Menschen attraktiv und ermöglichen es ihren Kreditgebern, neue Fiat-Token zu schürfen. Das Resultat ist eine verschuldete Gesellschaft und dies bereits ab dem jungen Erwachsenenalter. Kaum jemand verfügt heute noch über Ersparnisse für die Zukunft. Wohlhabende schützen sich dagegen, indem sie einen Grossteil ihrer Ersparnisse in Sachwerten halten. Die Mehrheit hält aber liquide Mittel, welche stetig entwerten und haben so kaum die Motivation, für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Gehen wir aber davon aus, das Sparen die Vorstufe von Investitionen ist, dann führt der Rückgang der Ersparnisse zu einem Rückgang der realen Investitionen, welche durch reale Ersparnisse gedeckt sind.
Die durch Kreditexpansion ohne die erforderlichen Ersparnisse finanzierten Investitionen sind kein kostenloses Geschenk der Regierungen, welche uns eine höhere Produktivität ermöglichen ohne dass wir dafür Opfer bringen müssen, sie sind einfach Fehleinschätzungen und Fehlinvestitionen, welche zu Konjunkturzyklen, Inflation und Krisen führen.
Jeder Konjunkturzyklus verursacht grosse Mengen an Kapitalfehlallokation in unrentable und unproduktive Unternehmungen, die effektiv Kapital verbrauchen, anstatt es zu vermehren. Kredite, die nicht durch Ersparnisse gedeckt sind, können kein neues Kapital für Investitionen schaffen, sie können nur vorhandenes Kapital in Sektoren unterteilen, in die eigennützige Individuen, die auf einem freien Markt agieren, es nicht verteilt hätten.
Eine weitere Möglichkeit, die zerstörerischen Auswirkungen von Inflation auf die Kapitalbildung zu verstehen, besteht darin, dass eine drohende Inflation Sparer dazu veranlasst, in alles zu investieren, von dem sie sich eine bessere Rendite versprechen als von der Haltung von Bargeld. Wirtschaftliche Aktivitäten, welche wirtschaftlichen Wert vernichten und Kapital verbrauchen, erscheinen im Vergleich zu der sich entwertenden Geldeinheit als wirtschaftlich und können weiterhin bestehen, Investitionen anziehen und Kapital vernichten.
Da die Möglichkeit für die Zukunft vorzusorgen, aufgrund der Unfähigkeit des Geldes, seinen Wert zu erhalten, immer unsicherer wird, zinsen die Wirtschaftsakteure die zukünftigen Leistungen von Böden, Flüssen, Wäldern, Stränden und Grundwasserleitern immer stärker ab, was die Ausbeutung dieser Ressourcen zu einer rationalen Strategie macht. Der Wunsch, diese Teile der Natur zu erhalten, schwindet, und das unvermeidliche Ergebnis ist Erschöpfung und Übernutzung.
Mit der allgemeinen Zunahme der Zeitpräferenz und der starken Diskontierung der Zukunft geht eine Zunahme zwischenmenschlicher Konflikte und der Verfall der Sitten und Gebräuche einher, auf denen die menschliche Gesellschaft gründet. Handel, soziale Zusammenarbeit und die Fähigkeit der Menschen, in engem Kontakt miteinander in dauerhaften Siedlungen zu leben, hängen davon ab, dass sie lernen, ihre niederen, feindseligen, tierischen Instinkte und Reaktionen zu kontrollieren und sie durch Vernunft und eine langfristig ausgerichtete Lebensplanung zu ersetzen. Wenn aber der Einzelne Zeuge der Verflüchtigung seines Wohlstandes wird, fühlt er sich zu Recht beraubt und stellt den Nutzen des Lebens in einer Gesellschaft und der Einhaltung ihrer Sitten in Frage. Anstatt eines Weges, für mehr Wohlstand für alle zu sorgen, erscheint die Gesellschaft als ein Mechanismus, mit dem einige wenige die Mehrheit ausrauben können. Je stärker die Inflation, desto höher die Kriminalitätsrate und desto mehr Konflikte.
Fiat-Familie.
Selbst die Familie selbst ist ein Opfer des Angriffs des Fiat-Inflationismus auf die Zeitpräferenz. In den meisten Kulturen investieren ihre Jugend und ihre Ressourcen in den Aufbau einer Familie und opfern ihre gegenwärtigen Ressourcen um ein sicheres Umfeld für Kinder zu schaffen. Im Gegenzug erhalten sie eine Familie, die sich im Alter um sie kümmert. Eine Familie zu gründen ist eine Entscheidung geringer Zeitpräferenz, welche vom Einzelnen verlangt, die Zukunft hoch zu bewerten und Opfer für sie zu bringen. In einem harten Geldstandard wird die Last der Aufopferung durch die Möglichkeit des Sparens in einem Geld das an realem Wert gewinnt, erleichtert. Da jedoch die lockere Fiat-Geldmengenpolitik zu ständigen Preissteigerungen führt und Ersparnisse aufzehrt, hat der finanzielle Druck des Fiat-Geldes zu Familien mit zwei Lohnempfängern geführt.
Die Fähigkeit des Staates, Fürsorge zu leisten, untergräbt den Anreiz des Einzelnen, Opfer zu bringen, um eine Familie zu gründen. In dem Masse, in dem Bildung, Kinderbetreuung, Gesundheitsfürsorge und Altersversorgung in die Zuständigkeit des Staates fallen, sinkt das Bedürfnis, nach einer Familie, weshalb auch die dafür erforderlichen Opfer nicht mehr zwingend erscheinen. Alle familiären Bindungen werden geschwächt, wenn der Staat sich die Macht der Fürsorge aneignet (siehe auch Italien).
In einer Welt, in der der Wohlfahrtsstaat nicht durch Fiat finanziert wurde, war die Familie die einzige Hoffnung für das Überleben in der Kindheit und im Alter, und so hatte jeder einen starken Anreiz, in familiäre Beziehungen zu investieren. Ohne einen starken Familienferbund war es ohne einen Wohlfahrtsstaat viel folgenschwerer sich von der Familie zu entfernen.
Der Drang, Kinder zu haben, ist für die meisten Menschen instinktiv und eigentlich ist es auch eine gute Möglichkeit, sich fürs Alter vorzubereiten. Stattdessen beobachtet man heute sehr häufig, dass Menschen ihre Jugend möglichst lange ausdehnen und mit belanglosem Unsinn vergeuden, der zwar flüchtige Freuden aber wenig dauerhafte Sicherheit, Zufriedenheit oder Erfüllung bietet.
Auch wenn einem der Staat im Alter finanziell unterstützt, so kann er einem nicht umarmen und lieben, wenn man alt und gebrechlich wird. Der Mensch hat Bedürfnisse, welche über das finanzielle hinausgehen. In unserer Psyche hat sich in den letzten hundert Jahren nichts geändert, was uns erlauben würde, dieses Bedürfnis zu überwinden und die Familie zu opfern. Was sich geändert hat, ist unsere Fähigkeit, langfristig zu denken und für unser zukünftiges Selbst zu sorgen.
Bewaffnet mit den fortschrittlichen und gefährlichen Technologien seiner Vorfahren aus dem goldenen Zeitalter, plant der Fiat-Mensch sein Leben in immer kürzeren Zeithorizonten, stolpert von einer kurzfristigen Lösung zur nächsten, erschöpft seinen Kapitalstock und entwertet die jahrhundertealten Institutionen. Sitten und Traditionen, welche seine moderne Existenz erst ermöglichten.
Der Bitcoin-Mensch hat nun erstmals seit Langem wieder die Möglichkeit, seine Zeitpräferenz zu senken. Zum ersten Mal besteht wieder Hoffnung, den Anstieg der Zeitpräferenz im 20. Jahrhundert und die vielen damit verbundenen Katastrophen umzukehren.
Die deutsche Übersetzung und Quelle für diese Blog-Reihe des «fiat-standard» findest du bei Aprycot Media.
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